Osnabrück I Neue Osnabrücker Zeitung vom 14. Oktober 2017

Wahlkampffinale der regionalen CDU: Kanzlerin Angela Merkel und Spitzenkandidat Bernd Althusmann sind am Freitagabend von 1700 Anhängern in der Osnabrückhalle bejubelt worden.

Angel Merkel bei ihrer Ankunft in der Osnabrückhalle.

Angel Merkel bei ihrer Ankunft in der Osnabrückhalle.

Der Einzug der Kanzlerin in die ausverkaufte Osnabrückhalle glich einem Triumphzug. Die Besucher, in Stimmung gebracht von der Wahlkampfband „Victory 17“ mit Schlagern von Helene Fischer, Wencke Myrhe oder Andrea Berg, klatschten Angela Merkel und Bernd Althusmann rhythmisch zur Bühne, begleitet vom Wahlkampfsong „Wir haben was Großes vor“ von Jeffrey Söderblom.

Warum Osnabrück, Frau Merkel? „Osnabrück ist eine schöne Stadt. Im Bundestagswahlkampf war ich in Lingen, jetzt ist Osnabrück dran“, antwortete die Kanzlerin auf die Eingangsfrage des Moderators. Die Kanzlerin, die andernorts schon gegen wütende Schreihälse anreden musste, wird der euphorische Applaus das Herz gewärmt haben.

„Der Sonntag ist Ihr Tag“, sprach Merkel zu Beginn ihrer Rede die Zuhörer direkt an. Es sei der Tag der Entscheidung über die „Zukunft unserer Kinder“. Dabei malte sie das Szenario einer rot-rot-grünen Regierung an die Wand. Merkel warf Ministerpräsident Weil (SPD) vor, der Frage, wie er es mit den Linken halte, auszuweichen. „Es ist ja in Mode gekommen, nach Entweder-oder zu fragen, ja oder nein, Abendessen mit Trump oder Putin. Eine klare Antwort hätte ich beim Fernsehduell zur Koalitionsfrage mit den Linken erwartet“, sagte Merkel, ohne jemals den Namen Weil zu nennen. „Wenn er nicht nein sagt, heißt das eben ja“, so die Schlussfolgerung der Kanzlerin.

Merkel streifte durch alle Politikfelder, beklagte, dass Niedersachsen „hoffnungslos“ beim Breitbandausbau zurückhänge, die rot-grüne Regierung den Landwirten das Leben schwer mache, die Polizisten technisch unzureichend ausstatte – ehe sie am Ende ihrer zwanzigminütigen Rede sehr persönlich für Althusmann als neuen „sturmfesten und erdverwachsenen“ Ministerpräsidenten warb.

Zuvor hatte der Althusmann leidenschaftlich für einen Wechsel in Niedersachsen gekämpft. Trotz des schlechten Ergebnisses bei der Bundestageswahl gebe es keinen Anlass, in Sack und Asche zu gehen, sagte Althusmann. Deutschland gehe es gut dank einer „sehr erfolgreichen Politik der CDU, der einzigen verbliebenen Volkspartei in Deutschland“. Althusmann verteidigte die Flüchtlingspolitik der Kanzlerin und sprach sich für ein qualifiziertes Zuwanderungsgesetz aus, das zwischen Asyl und wirtschaftlicher Zuwanderung trennt.

Auch der Spitzenkandidat warnte vor einer rot-rot-grünen Mehrheit, die die bisherige „Blockade-Politik“ unter dem Einfluss der Linken auf die Spitze treiben werde. „Dieses Land hat eine solche Regierung nicht verdient.“ Der frühere Kompaniechef warnte weiter: vor „Inklusion mit der Brechstange“, vor wachsendem Islamismus in Niedersachsen, vor Gängelung der Wirtschaft. Er argumentierte für 3000 zusätzliche Polizisten, für „konsequentes und hartes Durchgreifen“ gegen islamistische Gefährder, für den Ausbau der Infrastruktur, für Gemeinsinn und Zusammenhalt. Althusmann kritisierte scharf die VW-Politik der Landesregierung, die ihrer Aufsichtspflicht im Aufsichtsrat nicht nachgekommen sei.

„Lassen Sie sich nicht Bange machen von den Umfragen. In den letzten Stunden entscheidet sich die Wahl“, mahnte Althusmann seine Anhänger und forderte sie auf, auszuschwärmen und dafür zu sorgen, „dass wir am Sonntagabend mit einem leichten Lächeln auf den Lippen sagen können: Die Union ist stärkste Kraft im Lande“.

Zuvor hatten die Landtagskandidaten der Region den Optimismus zusätzlich befeuert. Der Haustürwahlkampf sei „sehr ermutigend“ gewesen, sagte Burkhard Jasper. Christian Calderone, Kandidat im Wahlkreis Bersenbrück, schilderte seine Wahrnehmung, „dass die Umfrageergebnisse nicht zu dem passen, was uns die Menschen sagen“. Jede Kandidatin, jeder Kandidat nutzte das große Forum in der Osnabrückhalle, um jeweils einen Schwerpunkt darzustellen: Breitbandausbau, Bildungspolitik, Pflege, ärztliche Versorgung auf dem Lande, Kriminalitätsbekämpfung und eine Landwirtschaftspolitik, die den Bauern eine Zukunft lässt.