Quakenbrück I Oldenburgische Volkszeitung vom 22. Februar 2019

Vier Hochschulen und das Deutsche Institut für Lebensmitteltechnik kooperieren. Das ist das Ziel einer Vereinbarung.

Eigentlich sollte es ein einfacher Besuch sein. So stand es im Terminplan der Landesregierung. Doch als Wissenschaftsminister Björn Thümler (CDU) gestern beim Deutschen Institut für Lebensmitteltechnik (DIL) in Quakenbrück eintraf, war es mehr als nur eine Visite. Es war der Auftakt für eine wissenschaftliche Allianz, die neue akademische Wege im Land einschlägt.

Denn: auf Wissenschaftsminister Thümler aus Hannover warteten nicht nur DIL-Leiter Dr. Volker Heinz, sondern auch vier Präsident der niedersächsischen Hochschulen. Darunter Professor Dr. Burkhart Schmidt von der Universität Vechta. Auch vor Ort: Uwe Bartels, der Vorsitzende des Agrar und Ernährungsforums Oldenburger Münsterland (AEF), Georg Stuke aus Frieseoythe als Privatmann, der sich über viele Jahre um die Entwicklung der Uni Vechta verdient gemacht hat, der Osnabrücker Landrat Dr. Michael Lübbersmann und der Quakenbrücker Landtagsabgeordnete Christian Calderone (CDU).

Mehr als eine Stunde dauerte das Spitzentreffen – dann zogen sich die vier Hochschulchefs und DIL-Leiter Heinz noch einmal zurück. Der Rest der Gruppe ging auf Kurztour durch das Lebensmitteltechnikinstitut. Vor allem eine Maschine, die mit gepulsten elektrischen Feldern Kartoffeln und Rote Beete schneidefähiger macht, sorgte für Staunen. Dann der große Moment: die Hochschulspitzen hatten sich verständigt. Dr. Gerhard Greif, Präsident der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover (TiHo), befund: „Es ist in der Sache wichtig und gut. Deshalb machen wir das.“ Es folgte die Unterzeichnung einer Absichtserklärung („Letter auf intent“) zwischen den Vertretern des DIL, der Uni Vechta, der TiHo, der Hochschule Osnabrück und der Uni Osnabrück.

Mit den Unterschriften beginnen die Einrichtungen eine Weg weisende Kooperation. Sie wollen ihre Kompetenzen im Bereich Lebensmittel/Agrar/Ernährung/ländliche Räume bündeln und Konkurrenzsituationen vermeiden, sich enger bei Forschungskonzepten abstimmen. Auch ein Ausbau ist geplant, Teil des Vorhabens sind Stiftungsprofessuren. Es handelt sich um ein Bündnis, um den Wissenschaftsstandort Niedersachsen auf einem zentralen Sektor zu stärken – mit Praxisbezug. Die Initiative ging von Wissenschaftsminister Thümler aus.

Das DIL kooperiert demnach mit der TiHo, der Hochschule Osnabrück und der Universität Osnabrück bei einem neuen Lebensmittelmasterstudiengang (Titel: „Food Process und Product Engineering“), der am Standort Quakenbrück eingerichtet werden soll. Der Beginn ist für das Wintersemester 2020/21 vorgesehen. Zum selben Zeitpunkt soll an der Uni Vechta ein neuer Masterstudiengang und zum Wandel ländliche Räume starten (Titel: „Transformationsmanagement“). Er ersetzt den Masterstudiengang „Geographie ländliche Räume“. Dazu soll das Institut für Strukturforschung und Planung in agrarischen Intensivgebieten (Ispa) der Uni Vechta auf die so genannte Transitionsforschung ausgerichtet werden.

Thümler nannte das künftige Fechterangebot „einmalig in Deutschland und Europa“. Es sei eine „Erweiterung der Wirtschaftsgeographie um viele Facetten“. Die Universität  Vechta könne ein weiteres Standbein entwickeln. Uni-Präsident Schmidt sagte: „Ich bin damit sehr zufrieden. Das entspricht unseren Hoffnungen und Erwartungen.“ Der Einsatz der Region für die Uni und die Thematik spiegelt sich darin wieder.

Der AEF-Vorsitzende und Ex-Agrarminister Bartels nannte, die unterzeichnete Absichtserklärung „eine hervorragende Grundlage für die weitere Entwicklung der Universitätsfechter“. Es sei das Ziel, die vierte Säule der Hochschule aufzubauen, die sich auch mit Wirtschaftssystemen im ländlichen Raum befasse. Es geht um Antworten auf die großen Fragen der Gesellschaft. Nun gebe es ein Instrumentarium, um in Forschung und Lehre am Transformationsprozess (Wandel) gestalten mit wirken zu können – der im Oldenburger Münsterland schon begonnen habe.