Altkreis Bersenbrück I Bersenbrücker Kreisblatt vom 06. Dezember 2018

Wer wird Nachfolger von Angela Merkel als Vorsitzende der CDU? Diese Frage bewegt auch die Christdemokraten im Nordkreis. Einige Ortsverbände haben vorab sogar Probeabstimmungen durchgeführt, um zu erfahren, wie ihre Basis so tickt und wohin die Reise politisch gehen könnte.

Friedhelm Spree, Vorsitzender des CDU-Gemeindeverbandes für Fürstenau, Bippen und Berge, freut sich über das Wahlverfahren mit den acht Regionalkonferenzen. Das habe zu einer Mobilisierung der CDU geführt, die der Partei im Sinne einer lebendigen Demokratie guttue. Er selbst habe an der Regionalkonferenz in Bremen teilgenommen und sei beeindruckt von den drei Kandidaten gewesen. Alle drei seien geeignet, so Spree.

Unabhängig davon hat der CDU-Vorsitzende bereits einen Fingerzeig erhalten, welchen der drei Kandidaten die Parteibasis in der Samtgemeinde Fürstenau bevorzugt. Bei der Mitgliederversammlung vor einigen Wochen habe die CDU eine geheime Abstimmung durchgeführt. Das Ergebnis: Jens Spahn landete abgeschlagen auf Platz drei. Friedrich Merz hingegen lag nur ganz knapp hinter Annegret Kramp-Karrenbauer.

Übrigens: Die CDU in der Region wird unter anderen vom ehemaligen Bundestagsabgeordneten Reinhard von Schorlemer aus Lonnerbecke vertreten. Ebenfalls mit von der Partie sind Maren von der Heide, stellvertretende Vorsitzende der CDU-Kreistagsfraktion aus Ankum, und der Landtagsabgeordnete Christian Calderone aus Quakenbrück.

Als einer der 1001 Delegierten, die beim Parteitag in Hamburg Merkels Nachfolger wählen, will Calderone nicht öffentlich über seinen Favoriten sprechen. Die „Vor-Wahlen“ bei den Regionalkonferenzen hält der Quakenbrücker für „ein sehr gutes Format, um innerparteilich neuen Mut zu inhaltlichen und personellen Diskussionen zu entwickeln“. Nach dem Votum müsse die Partei aber auch weiter geschlossen auftreten, weswegen die Inflation der Nennung persönlicher Wahlentscheidungen in den vergangenen Tagen aus seiner Sicht nicht ganz hilfreich sei.

Dirk Kopmeyer, Vorsitzender der CDU Artland, hält mit seiner Meinung nicht hinter dem Berg: „Ich würde für Friedrich Merz stimmen.“ Merz habe eine ausgeprägte wirtschaftliche Kompetenz, „die wir meines Erachtens in den nächsten Jahren zwingend benötigen“, so Kopmeyer, der Merz zutraut, die CDU neu zu konturieren und zu positionieren. Die besten Chancen bei der Wahl am Freitag räumt der Menslager auch Annegret Kramp-Karrenbauer ein. „Merz oder Kramp-Karrenbauer werden das Rennen machen. Ich tippe auf Friedrich Merz.“

Das sieht auch Heiko Brinkmann, Vorsitzender des CDU-Samtgemeindeverbandes Neuenkirchen, so. Er tippt ebenfalls darauf, dass Friedrich Merz zum neuen Vorsitzenden gewählt wird. Der Kurs von Annegret Kramp-Karrenbauer sei dem von Angela Merkel sehr ähnlich. „Viele wünschen sich aber doch einen Tapetenwechsel“, sagt der Merzener, der für sich persönlich keinen Favoriten hat. „Ich glaube, wir haben drei Kandidaten, die alle drei sehr unterschiedlich sind. Und so auch unterschiedliche Stärken mitbringen, die wir alle gebrauchen können.“ Vielmehr hofft Brinkmann, dass die beiden Verlierer sich nach der Wahl nicht entmutigen lassen und auch aktiv im Vorstand weiter arbeiten werden.

„Ich kann nicht in die Köpfe der 1001 Delegierten schauen“, sagt Axel Meyer zu Drehle, Vorsitzender des CDU-Samtgemeindeverbandes Bersenbrück. Er vermute allerdings, dass Jens Spahn die schlechtesten Aussichten habe. Annegret Kramp-Karrenbauer, Meyer zu Drehle verwendet für sie das populäre Kürzel „AKK“, werde wohl im zweiten Wahlgang die Mehrheit erringen.

Auf einen persönlichen Favoriten mag er sich nicht festlegen. „Ich kenne Merz und AKK nicht persönlich und konnte nicht an einer Regionalkonferenz teilnehmen“, sagt Meyer zu Drehle. Merz sei wie Phönix aus der Asche wieder auferstanden und habe sicherlich „1-a-Kontakte zur Wirtschaft“. Annegret Kramp-Karrenbauer habe im Saarland gute Arbeit geleistet.

Drei Kandidaten, Vorstellung auf Regionalkonferenzen, schadet oder nützt das der Partei? „Es wird doch immer gemeckert, wenn nur ein Kandidat zur Wahl steht. Jetzt ringen drei Bewerber um die Stimmen der Delegierten. Wann hat es das in den letzten Jahrzehnten gegeben?“, antwortet der Verbandsvorsitzende. Keiner werde 100 Prozent der Stimmen bekommen. Das sei auch nicht wünschenswert, wie das Beispiel des SPD-Spitzenkandidaten Martin Schulz zeige.