Quakenbrück I Bersenbrücker Kreisblatt vom 26. September 2018

Mit 16:8-Stimmen bei einer Enthaltung hat sich der Stadtrat entschieden, einen städtebaulichen Ideenwettbewerb für die Wohnbebauung auf der Bahnbrache anzuschieben.

CDU-Fraktionschef Christian Calderone hielt diese Vorgehensweise für richtig. „Wir sollten kurz die Luft anhalten“, sagte er mit Blick auf die vier Hektar große Fläche. Die habe für die Stadt eine ganz besondere Bedeutung, gewünscht sei eine „bestmögliche Bebauung“. Die sei nur mit dem Ideenwettbewerb zu erreichen, „weil wir alle keine Fachleute sind“. Diese würden dem Rat aufzeigen, was an dieser Stelle alles möglich ist. „Dabei kann die Stadt nur gewinnen“, war Calderone überzeugt.

Unterstützung erhielt er von Andreas Henemann. „Wir haben die große Chance, ein innovatives, zukunftsweisenden und städtebaulich harmonisches Wohnquartier zu schaffen“, warb der Sprecher der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen. Er wünschte sich qualitativ hochwertige und bezahlbare Miet- und Eigentumswohnungen in unterschiedlichen Größen in Form von Stadt-, Terrassen- und Reihenhäusern. Solar- und Plusenergiehäuser könnten ein Beitrag zum Klimaschutzsein, so entstehe „ein nachhaltiges urbanes Innenstadtquartier“. Deshalb sei der städtebauliche, architektonische und energetische Anspruch sehr hoch, dem nur ein Ideenwettbewerb gerecht werde. Henemann: „Mit einem Investorenwettbewerb würden wir diese hochgesteckten Ziele wohl nicht erreichen, da erfahrungsgemäß hierbei die wirtschaftlichen Aspekte dominieren.“

Deutliche Kritik an der Haltung von CDU und Grünen äußerte Paul Gärtner (SPD). Für ein Mittelzentrum wie die Stadt Quakenbrück, dank attraktiver Arbeitsplätze und einer Vielzahl von Bildungseinrichtungen gut aufgestellt und als Wohn- und Arbeitsort interessant für Bewerber und junge Familien, sei es untragbar, dass die Nachfrage nach Baugrundstücke und Mietwohnungen nicht gedeckt werden könne. „Das darf nicht sein. Wir müssen im Rat schleunigst daran arbeiten, dieses drängende Problem zu lösen.“

Bei den Baugrundstücken sei eine kurzfristige Lösung nicht in Sicht, beim Bau von Mietwohnungen lehne eine Mehrheit im Rat viel zu häufig Vorhaben ab. Investoren, auch aus der Stadt, würden verärgert, stellten ihre Vorhaben zurück oder zögen sich zurück. „So wird eine Chance vertan, unsere Stadt als Mittelzentrum zukunftsfähig für die nächste Generation aufzustellen“, sagte Gärtner – und das angesichts der Prognose einer steigenden Bevölkerungszahl in der Stadt.
 
CDU und Grünen warf er vor, die Entwicklung der Bahnflächen völlig unnötig hinauszuzögern. Ihre Äußerungen nährten die Vermutung, „dass auch diese Planung zu einer Klein-Klein-Lösung heruntergebrochen werden soll“. Paul Gärtner forderte stattdessen von diesen Fraktionen „mehr Mut bei Ihren Entscheidungen für die Zukunft der Stadt als attraktiver Standort für Wohnen und Arbeiten“.

Den Vorwurf wies Andreas Henemann zurück. „Wir wollen die bestmögliche Lösung“, sagte er. „Ein Investor soll uns nicht sagen, was er will. Wir wollen das selbst definieren“, verteidigte Christian Calderone den vorgeschlagenen städtebaulichen Wettbewerb. Dieser gewährleiste, „dass Quakenbrück eine hochattraktive Stadt bleibt“.

SPD-Fraktionschef Thomas Fisse hielt dem entgegen, dass die Stadt im Rahmenplan für das Sanierungsgebiet Bahngelände bereits konkrete Vorgaben für die Bebauung gemacht habe: „Wir wissen doch, was wir wollen und was nicht.“ Das seien nur Grundsatzentscheidungen, aber keine Entwürfe, erwiderte Henemann.