Quakenbrück I Bersenbrücker Kreisblatt vom 02.09.2016

Drei Kindertagesstätten in Quakenbrück werden in der Sprachförderung aus einem Bundesprogramm unterstützt. An den Kitas St. Marien, St. Sylvester und Bethanien hängt am Eingang gut sichtbar eine Plakette. Das Förderprogramm läuft bis 2019.

Stellvertretend für die drei Kindertagesstätten präsentierten die Sprachfachkräfte Ingrid Bringmann-König, Martina Gastaudo und Ann-Kathrin Hauertmann (vorne, von links) die Plakette, die im Beisein weiterer Gäste später an der Kindertagesstätte St. Sylvester angebracht wurde. Foto: Christian Geers

Stellvertretend für die drei Kindertagesstätten präsentierten die Sprachfachkräfte Ingrid Bringmann-König, Martina Gastaudo und Ann-Kathrin Hauertmann (vorne, von links) die Plakette, die im Beisein weiterer Gäste später an der Kindertagesstätte St. Sylvester angebracht wurde. Foto: Christian Geers

Die Plakette mit dem Logo des Bundesprogramms „Sprach-Kitas: Weil Sprache der Schlüssel zur Welt ist“, die Matthias Schenk mit wenigen Handgriffen am Eingang der Kindertagesstätte St. Sylvester anbringt, macht deutlich: Sprachförderung spielt hier eine große Rolle. Das gilt auch für die Kitas St. Marien und Bethanien, an denen das Schild längst angebracht ist. Auch sie hatten sich mit Erfolg beworben, mit dem Geld können sie jeweils eine halbe Fachkraftstelle für Sprachförderung finanzieren. Voraussetzung für eine Aufnahme war ein überdurchschnittlich hoher Anteil von Kindern, die einen besonderen Bedarf an Sprachförderung haben. Eine Rolle spielte auch, wie viele Kinder aus sozial benachteiligten Familien die Einrichtung besuchen, also wegen ihres geringen Familieneinkommens keinen Kitabeitrag aufbringen können.

Zufriedene Mienen sind bei den Leiterinnen Karin König (St. Sylvester), Waltraud Banko (St. Marien) und Dennis Fürst (Bethanien) zu sehen, als sie Vertretern der Träger sowie der Stadt Quakenbrück und der Samtgemeinde Artland die Möglichkeiten erläutern. „Sprachförderung muss so früh wie möglich beginnen“, sagt Karin König. Sie erlebe oft genug, dass Kinder „ohne Sprache“ in die Einrichtung kommen. Das seien nicht immer nur Jungen und Mädchen mit Migrationshintergrund, sondern auch Kinder aus Familien, in denen offenbar kaum kommuniziert werde. Die Kitaleiterin hat das Bild einer jungen Mutter vor Augen, die einen Kinderwagen schiebt, ihr Kind keines Blickes würdigt, dafür aber über Kopfhörer angeregt telefoniert.

Das Bundesprogramm stellt sicher, dass die „alltagsintegrierte sprachliche Bildung“ fester Bestandteil in der Kinderbetreuung wird. Soll heißen, dass benachteiligte Kinder für die Sprachförderung nicht aus den Gruppen geholt werden, sondern diese im Alltag – bei Spiel, Musik und Bewegung – erfolgt. Daneben setzt „Sprach-Kita: Weil Sprache der Schlüssel zur Welt ist“ weitere Schwerpunkte: Die Zusammenarbeit mit Familien wird intensiviert. Pädagogische Fachkräfte beraten und unterstützen Familien, wie sie die Sprachentwicklung ihrer Kinder anregen können. Daneben wird die inklusive Pädagogik gefördert. Diese ermutige Kinder und Erwachsene, Vorurteile, Diskriminierung und Benachteiligung kritisch zu hinterfragen und eigene Gefühle und Gedanken zu artikulieren, so das Ministerium. Ziel aller Bemühungen: Alle Kinder sollen die gleichen Chancen erhalten.

Die Sprach-Kitas profitieren also zweifach: Zum einen erhalten die Kitas Fachkräfte für sprachliche Bildung, die das Team beraten und unterstützen. Zum anderen gibt es eine Fachberatung – in diesem Fall die Volkshochschule Osnabrücker Land –, die den Kitas beratend zur Seite steht. Genau dies sei das Ergebnis des Vorläuferprogramms „Schwerpunkt-Kitas Sprache & Integration“ gewesen, berichtet Ann-Kathrin Hauertmann, Fachkraft für Sprache in der Kita St. Sylvester. Zusammen mit ihren Kolleginnen Marina Gastaudo (Kita Bethanien) und Ingrid Bringmann-König (Kita St. Marien) freut sie sich, dass gleich drei Kindertagesstätten in Quakenbrück – von insgesamt 15 im Landkreis Osnabrück – erneut den Zuschlag erhalten hatten. „So können wir bis 2019 noch ganz viel erreichen“, sagt Hauertmann. Der Bedarf sei vorhanden.

Die Kindertagesstätte St. Paulus, die von 2011 bis 2015 an dem Programm teilgenommen hatte, war bei der Fortsetzung nicht berücksichtigt worden. CDU-Landtagsabgeordneter Christian Calderone wies darauf hin, dass die Chance bestehe, in der „zweiten Förderwelle“ berücksichtigt zu werden. Die Bundesregierung habe vorgeschlagen, die Mittel im Bundeshaushalt um 600 Millionen Euro für 2017 bis 2020 aufzustocken. Der Beschluss des Bundestages stehe aber noch aus. Bürgermeister Paul Gärtner und Samtgemeindebürgermeister Claus Peter Poppe loben die geleistete Arbeit. Zugleich bekräftigen sie, dass in den drei Kitas eine Kontinuität in der Sprachförderung gewährleistet sei. „Von dieser Arbeit profitiert die gesamte Gesellschaft“, so Gärtner.