Quakenbrück I Bersenbrücker Kreisblatt vom 28. Mai 2019

Ein Workshop sollte es werden, ein Vortrag mit Diskussionen kam letztlich dabei heraus – aber trotzdem mit vielen konstruktiven Vorschlägen. Während der Informationsveranstaltung zum Thema Fahrradstraßen in Quakenbrück stellte das Planungsbüro IPW erste Vorschläge für die Realisierung vor, die in eine nahezu einhellige Erkenntnis mündeten: Durchgehende Lösungen „von A nach B“, zum Beispiel mit den Schulen als Zielpunkte, sind in Quakenbrück schwer möglich, denkbar dagegen Modelle wie eine Ost-West-Achse mit längeren Streckenabschnitten.

Der Rat habe beschlossen, Fahrradstraßen ergänzend einzurichten, insbesondere für Schulwege, sagte Stadtdirektor Claus Peter Poppe. Ziel sei, Konzepte sowohl rechtlich als auch fachlich vorzustellen und Anregungen zu sammeln, erläuterte Brigitte Lampe als zuständige Mitarbeiterin im Rathaus: „Fragen, Wünsche, Ängste – wir nehmen alles entgegen.“ Dass Fußgänger bei dem Projekt hohen Stellenwert genießen und der Kfz-Verkehr die Realisierung erschwert, machte IPW-Geschäftsführer Manfred Ramm schnell klar: „Echte“ Fahrradstraßen müssen mindestens vier Meter breit sein, der Fußverkehr auf 2,50 Meter breiten Gehwegen geführt werden, getrennt durch Schutzstreifen oder Hochbord. Seine Ankündigung, die Umsetzung sei nicht möglich ohne wesentlich mehr Verkehrsschilder, rief kollektives Aufstöhnen hervor.

Die im Auftrag enthaltenen zwei Konzeptschritte hatte die IPW kurzerhand vereinigt und alle geprüften „Trassenführungen“ imaginär durchfahren. Durch Luftbilder wurden gut geeignete Abschnitte, aber auch neuralgische Punkte, zum Beispiel die Einmündung des Schwarzen Weges – ohnehin sehr schmal – in den Schiphorst, transparent. Einseitig zugeparkte Strecken wie Kreuz- und Goldstraße kämen nur mit „Ausweichbuchten“ in Frage; die Burgstraße sei aufgrund der Kindergartensituation komplett tabu.

Auch die Überquerung Kleine Mühlenstraße/Loxter Hof – von vielen Schülern genutzt – sei problematisch. Hier komme viel eher eine Streckenführung am Lokal Da Seba vorbei zur Theisstraße in Frage, empfahl Friedrich Schlüter. Aus den Reihen der Teilnehmer, darunter viele aus Rat, Verwaltung und der Initiative Quakenbrück (IQ), aber leider nur wenige Bürger „zu Fuß“.

Kontrovers, aber konstruktiv erörtert wurde die Frage, ob die Lange Straße zumindest abschnittsweise als Fahrradstraße geeignet sei. Der Schutz der Fußgänger dürfe nicht zugunsten der Radler und bald womöglich der E-Roller-Fahrer aufgegeben werden, war die Forderung. Dies sei eine Grundsatzentscheidung, unterstrich Ramm. Von Teilnehmer Lutz Spranger nach seiner persönlichen Meinung zu durchgehenden Fahrradstraßen befragt, sprach der Planer Klartext: „Die sehe ich hier im Leben nicht. Dann müssen Sie Quakenbrück umpflügen.“

So drastische Maßnahmen wollte niemand, Vernunft herrschte vor. Straßenbelag und Übergänge seien schwierig, die Akzeptanz sei das Problem, sagte Bob Giddens. Die Lange Straße dürfe nicht von vornherein ausgeklammert werden, mahnte Matthias Brüggemann. Jürgen Holterhus hatte auf neue Varianten gehofft, dem Fuß- und Radverkehr mehr Priorität einzuräumen. „Eingebürgerte“ Autofahrervorrechte seien nur zu ändern durch eine Gesamtlösung, plädierte Christian Calderone. Das fasste Manfred Ramm als „massive Kritik“ auf. Alles nur über Fahrradstraßen zu lösen, sei kaum möglich; man müsse Kfz-Verkehr unbequemer machen, wünschte sich Andreas Henemann ein anderes Klima. Ludger Greten schlug gut durchdachte Soll-Brüche (Unterbrechungen) wie seit Kurzem an Freitagvormittagen am Rathaus vor. Der alternativ eingebrachte Begriff „Fahrradverbindungen“ gefalle ihm gut, fand Stadtdirektor Claus Peter Poppe ein Schlusswort, das viele Meinungen einschloss und Perspektiven offen ließ.