Bramsche I Leserbrief von Solwodi-Sisters Osnabrück Stadt u. Land, Mechthild Auf dem Berge in den Bramscher Nachrichten vom 17 Mai 2018

Zu unseren Berichten über die Straßenprostitution im Bereich Thiener Feld/Hesepe/Sögeln (BN vom 2. und 12. Mai) schreibt die Initiative Solwodi-Sisters:

„Als Initiativgruppe Solwodi-Sisters begrüßen wir Ihren Bericht über die Prostitution an der B68 und die Überprüfung eines Sperrgebietes. Die Bewertung von Christian Calderone MdL, ,die Liberalisierung der Prostitution seit 2002 habe sich zu einem Konjunkturpaket für Prostitution, Menschenhandel und Bandenkriminalität‘ entwickelt, entspricht auch unserer Einschätzung.

Die völlige Freigabe von Prostitution sowie die EU-Osterweiterung seit 2007 haben es den Profiteuren ermöglicht, das Geschäft mit dem Sexkauf zu industrialisieren. Megabordelle schossen aus dem Boden, der internationale Sextourismus nach Deutschland boomt […]. Besonders hemmungslos wurden neue, extremere Praktiken ,erfunden‘ und beworben. […] In diesem Milliardengeschäft (ca. 12,8) haben überwiegend ausländische Clans in Deutschland die Macht im Milieu und beim ,Nachschub‘ von Frauen für den Markt übernommen (Quelle: Manfred Paulus, Fachblatt Kriminalistik).

Ganz anders sieht es dagegen in europäischen Nachbarländern aus, die seit 1999 (Schweden), 2009 (Norwegen, Island) das Nordische Modell eingeführt haben. Nach langjähriger Praxis können sie eine genau entgegengesetzte Entwicklung präsentieren: Der Menschenhandel ist um ca. 50 Prozent gesunken (Schweden/Norwegen), Prostitution in Norwegen um 1/3, in Schweden um 40 Prozent zurückgegangen; Rückgang von Morden an Menschen in der Prostitution auf einen einzigen (in Deutschland dagegen wurden seit 1998 95 Morde und 43 Mordversuche an Frauen in der Prostitution verübt (Quelle: sexindustry.kills.de); Vergewaltigungen in der Gesamtbevölkerung haben NICHT zugenommen; es hat keine Verschiebung in die angebliche ,Illegalität‘ gegeben (die Frauen sind auffindbar, da sie ihre Angebote bewerben).

Wie funktioniert das Nordische Modell? Verboten ist der Sexkauf (Geldstrafen), also die Nachfrageseite. Prostitution ist nicht verboten. In der Prostitution Tätige, die sich noch keinen Ausstieg vorstellen können, werden nicht bestraft. Durch umfassende Hilfsangebote wie Sprachkurse, Bildung, Ausbildung, Jobvermittlung werden ihnen andere Perspektiven aufgezeigt. Die freie Entscheidung der Anbietenden (meist Frauen) hat Priorität – wer weiter den eigenen Körper anbieten will, wird NICHT kriminalisiert!

[…] Um betroffenen Frauen auch in Deutschland Alternativen zur Armutsprostitution zu ermöglichen, setzen wir Solwodi-Sisters uns für die künftige Einführung des Nordischen Modells in Deutschland ein.“

Solwodi-Sisters Osnabrück Stadt u. Land, Mechthild Auf dem Berge