Nortrup I Bersenbrücker Kreisblatt vom 03. Januar 2019

Für seine erfolgreiche Integrationsarbeit hat der Heimatverein Nortrup jetzt den Heimatpreis 2018 des Kreisheimatbundes Bersenbrück (KHBB) und des Heimatbundes Osnabrücker Land (HBOL) erhalten.

Auch zahlreiche Ehrengäste und zwei Flüchtlinge nahmen an der Preisverleihung im Nortruper Heimathaus teil.

Auch zahlreiche Ehrengäste und zwei Flüchtlinge nahmen an der Preisverleihung im Nortruper Heimathaus teil.

„Übergabe“ nennen es die Stifter, „Verleihung“ wäre angesichts des feierlichen Aktes wohl die treffendere Bezeichnung: Der Heimatpreis 2018 ging – ohne Diskussion, so wurde bekräftigt – an den Heimatverein Nortrup für seine erfolgreiche Integrationsarbeit. Vorsitzender Helmut Brunneke nahm die Auszeichnung vor zahlreichen Ehrengästen entgegen.

Die Kernaussage der Verleihungsurkunde – „Die Heimatbünde im Landkreis Osnabrück sprechen dem Heimatverein Nortrup für seine Leistung bei der Integration der Immigrantinnen und Immigranten ihre Anerkennung und ihren Dank aus“ – geriet zum Tenor der Reden im Heimathaus, wo Brunneke Eingeladene, Delegierte, zwei Flüchtlinge und ihre Helfer herzlich begrüßt hatte. Franz Buitmann als KHBB-Chef führte lobend historische Meilensteine des heute 340 Mitglieder starken Vereins auf, der – 1933 durch NS-Zwang entstanden – schon 1956 neu gegründet und 1977 wiederbelebt worden sei.

Die Herausforderung, Menschen aus der großen Flüchtlingswelle zu betreuen, habe man vorbildlich angenommen. Den Fahrdiensten zum Deutschunterricht folgten Hilfestellungen bei Behörden, Ärzten, Schulen, Kindergärten, Einkäufen und Antragsformularen. Flüchtlingen, die Leid erfahren und ihre vertraute Umgebung verlassen hätten, habe man eine neue Heimat geboten. „Ihr habt den Heimatpreis 2018 weiß Gott verdient“, betonte Buitmann. Helmut Brunneke ließ weitere Stationen Revue passieren. Man habe im ersten Schritt versucht, Vertrauen aufzubauen. Betreuung – auch medizinische – sei besonders bei traumatisierten Kindern wichtig. Auf dem Weg über Sprache und Kultur komme man voran. Leider seien acht von zehn Familien inzwischen weggezogen. Dass ein syrischer Schuhmacher kürzlich von der Familie Holterhus in Quakenbrück einen unbefristeten Vertrag bekommen habe, rief spontanen Beifall hervor.

Landrat Michael Lübbersmann freute sich besonders, dass auch Migranten eingeladen waren. Der Landkreis Osnabrück sei dank Unterstützung von Verbänden und Vereinen wie dem Nortruper, der den Preis zu Recht erhalte, ein Vorreiter der Integration; man habe schon mehr als 400 Migranten in den ersten Arbeitsmarkt vermittelt, die zu Stützen der Gesellschaft werden könnten.

Der CDU-Landtagsabgeordnete Christian Calderone bekräftigte, dass der Heimatverein Nortrup sich nicht nur lokal, sondern interkulturell neu ausrichte. Das tue den Heimatbünden gut. Sein Vater – vor 50 Jahren aus privaten Gründen eingewandert – habe die deutsche Gesellschaft immer als sehr offen erlebt. Der Staat müsse jedoch schneller und konsequenter nachvollziehbare Entscheidungen treffen.

Der Heimatverein Nortrup kümmere sich stark um Integration, lobte Gerd Beckmann stellvertretend für die Samtgemeinde; dieses Engagement erfolge sehr nachhaltig. Bürgermeister Karl-Heinz Budke dankte Ursula Brunneke: „Du hast deinen Mann zeitweise selten gesehen.“ Zum Glück sei die ehrenamtliche Arbeit von den Flüchtlingen angenommen worden.

Jürgen Eberhard Niewedde als HBOL-Vorsitzender unterstrich in kurzen Worten, dass der Heimatverein sich für Ziele der Integrationsarbeit intensiv einsetze. Ulrich Gövert (Wiehengebirgsverband) verdeutlichte mit Isaac Newtons Zitat „Menschen bauen viel zu viele Mauern, aber zu wenig Brücken“, dass eine Bewegung entstanden sei, die er dem Deutschen Wanderverband ebenfalls empfehle. Antigone Mally stellte die Integrationsbemühungen in der Samtgemeinde Fürstenau vor. „Nicht nur Flüchtlinge, sondern auch Einheimische müssen sich wohlfühlen“, warb die Integrationshelferin um soziales Augenmaß.

Die offizielle Verleihung umrahmte Hermann Welp auf der Drehorgel mit Liedern wie „Alte Kameraden“, ehe Helmut Brunneke beim Dank an die Projekthelfer und Flüchtlinge erklärte, Heimat sei nicht nur ein Ort, sondern ein Gefühl. Er betrachte diese Ehrung als „eine Art Zwischenzeugnis“ und gebe sie gern weiter.