Damme I Oldenburgische Volkszeitung vom 01. April 2017

Das Düngeverbot auf Randstreifen zu Bächen, Flüssen und Seen soll von einem auf fünf Meter ausgeweitet werden. Dagegen formiert sich heftiger Widerstand.

Alois Enneking hat schon einmal einen Protestbrief an Umweltminister Stefan Wenzel (Grüne) verfasst – doch der blieb wirkungslos. Vor Monaten war das, als der Entwurf zum neuen niedersächsischen Wassergesetz bekannt wurde. Denn der 66-jährige Miclviehhalter aus der Dammer Ortschaft Rottinghausen, dessen Familienbetrieb auch 121 Hektar Fläche bewirtschaftet, ist überzeugt: „Das geplant neue Wassergesetz ist eine Enteignung von Betriebseigentum.“

Der Grund: Wenzel will den Pflichtabstand bei der Düngung zu Gewässern ausweiten – von derzeit einem Meter auf künftig fünf Meter. Auch für den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln soll das gelten. Enneking, dessen Weiden am Bornbach sind, befürchtet, dass ihm 1,5 Hektar abhanden kommen.

Andere Landwirte könnte es noch härter treffen. „Jeder einzelne Betrieb verliert im Durchschnitt 4,7 Prozent seiner Fläche, entschädigungslos“, sagte gestern Thomas Nordhaus, der stellvertretende Vorsitzende des Kreislandvolkverbandes. „Über Nacht“ würden durch das Gesetz vor Ort 730 Hektar aus der landwirtschaftlichen Nutzung herausfallen. DAs Kreislandvolk macht deshalb mobil und beteiligt sich an einer Einspruch-Aktion des Landesverbandes: auf einem Formular sind Argumente gegen das neue Wassergesetz aufgeführt. Die unterschriebenen Papiere sollen am Mittwoch Minister Wenzel in Hannover überreicht werden. Aus dem Landkreis Vechta beteiligten sich 283 Landwirte – darunter auch Alois Enneking.

Auf einer seiner Weiden am Bornbach überreichten gestern Vertreter des Kreislandvolkes den heimischen CDU-Landatsgabgeordneten Christian Calderone und Dr. Stephan Siemer Kopien der an Wenzel gerichteten Protestschreiben. Beide sicherten dem Kreislandvolk ihre Unterstützung zu. Calderone sagte, er habe bereits vergangene Woche Wenzel im persönlichen Gespräch aufgefordert, sich beim Wassergesetz zu bewegen. Es sei der richtige Weg, die Bedenken gegen die Gesetzesnovelle aus der Region heraus nach Hannover zu tragen. Siemer sagte: „Es kann nicht sein, dass Landwirte vom Umweltminister enteignet werden und gleichzeitig der Landwirtschaftsminister aufgrund von hohen Ackerpreisen eine Pachtpreisbremse einführen will.“

Auch Enneking sagte, dass sich der Durch auf den Pachtmarkt erhöhen werde, wenn das Gesetz so kommen sollte, wie es bislang geplant ist. Und dass sich der Schutz der Oberflächengewässer und des Grundwassers durch einen auf fünf Meter verbreiterten Randstreifen besser schützen lassen soll, wie von Wenzel vorgeschlagen, das kann er nicht nachvollziehen. Er zeigte eine zwei Jahre alte Analyse seines Grundwassers. Der Nitratwert habe bei ihm bei einem Milligramm pro Liter gelegen, also sehr deutlich unter dem gesetzlichen Grenzwert von 50 Milligramm pro Liter.

Dass ein breiterer Randstreifen weder dem Grund- noch dem Oberflächenwasser etwas bringe, betonte auch Joseph kleine Holthaus, der zweite stellvertretende Kreislandvolk-Vorsitzende. „Ein Meter ist völlig ausreichend“, sagte er. Denn moderne Techniken der Gülleausbringung würden eine exakte Düngung ermöglichen – ohne dass es einen Sprühnebel oder einen Schleudereffekt gebe. Als Beispiel dafür gab es eine Demonstration der sogenannten Schleppschlauchtechnik vor Ort. „Die Gülle geht über Verteiler in die einzelnen Rohre und dann direkt auf die Erde“, erklärte kleine Holthaus. Und: „Die Menge lässt sich genau steuern. Einzelne Rohre können verschlossen werden.“ Zudem gebe es noch ausgefeiltere Techniken, unter anderem per Satellitennavigationssystem GPS. Problematisch, so kleine Holzhaus, sei das Gesetzesvorlagen auch mit Blick auf die ausgeweitete Tabu-Zone für Pflanzenschutzmittel. Das könne dazu führen, dass sich das arg giftige Jakobskreuzkraut ausbreitet, zur Gefahr für Weichtiere wird.

Und Enneking hat noch dieses Anliegen, das er halb scherzhaft formuliert: Er wisse nicht, was er machen soll, wenn eine seiner Kühe einen Fladen in der Fünf-Meter-Zone hinterlasse. DAs sei ja auch eine Düngung.