Quakenbrück I Bersenbrücker Kreisblatt am 24. Februar 2019

Die Hase schlängelt sich mit mehreren Armen durch Quakenbrück. Doch der Fluss ist für Einwohner und Touristen im Innenstadtbereich nur an wenigen Stellen wirklich erlebbar. Das soll sich ändern, schlagen die Experten des Sanierungsträgers Baubecon vor, der die Stadt beim Aufnahmeantrag in das Städtebauförderprogramm „Zukunft Stadtgrün“ unterstützt.

Bei einer Bürgerinformationsveranstaltung stellten Anja Bach und Bernd Caffier von der Baubecon die Ziele des neuen Städtebauförderprogramms vor und erläuterten, mit welchen Schwerpunkten sich die Stadt Quakenbrück am besten um eine Aufnahme in das Programm bewerben solle.

Das Förderprogramm: Ziel des in 2017 aufgelegten Programms sei es, so Caffier, eine ökologisch nachhaltige Stadtentwicklung zu fördern. Durch die Schaffung neuer Grünflächen oder die Aufwertung bestehender Anlagen könne beispielsweise die Lebens- und Wohnqualität verbessert werden. Zudem solle das Stadtklima verbessert, die biologische Vielfalt erhalten und die Naturerfahrung gefördert werden. 

In den Fördertopf zahlen Bund, Land und Kommune jeweils ein Drittel ein. „Bei einer Zweidrittel-Förderung lohnt es sich schon, sich zu bewerben“, sagte Caffier. Frank Wuller, Fachbereichsleiter Planen und Bauen, verdeutlichte das an ein paar Zahlen: Wenn die Stadt im Förderzeitraum von zehn Jahren jährlich 75.000 Euro einzahlt, könnten Projekte mit einem Gesamtvolumen von 2,25 Millionen Euro umgesetzt werden.

Das Untersuchungsgebiet: Die Städteplaner haben in den vergangenen Monaten Quakenbrücks Stärken und Schwächen genau analysiert. Als Untersuchungsgebiet hatten sie sich den Innenstadtbereich rund um die historische Altstadt mit den Haseläufen und zahlreichen Grünflächen ausgesucht. Wie Stadtdirektor Claus Peter Poppe erklärte, dürfe sich das neue Fördergebiet nicht mit den bestehenden Fördergebieten „Stadtumbau West“ und „Soziale Stadt“ überschneiden.   

Das Konzept: Anja Bach stellte den Entwurf für ein integriertes städtebaulichen Entwicklungskonzept (Isek) vor, das die Stadt mit ihrem Förderantrag abgeben muss. Unter der Überschrift „Grünes Band – die Hase erleben“ soll der Fluss an verschiedenen Stellen in der Innenstadt wieder sicht- und erlebbar gemacht werden. „Es gibt großes Potenzial entlang der Deichhase und der Kleinen Hase“, erklärte Anja Bach. Wie das Wegeleitsystem mit den Fröschen könne auch die Hase eine eigene Formsprache erhalten, schlug sie vor. Informationstafeln sollten auf Sehenswürdigkeiten, Grünflächen und Plätze hinweisen und Wissenswertes über die Entstehung der Hase vermitteln. Außerdem wären neue Wassersportaktivitäten auf dem Fluss denkbar.  

Als einen weiteren Bereich mit großen Möglichkeiten haben die Experten die Hase-Insel Lannemanns Hagen ausgemacht. „Quakenbrücks grüne Lunge“, wie sie von Einheimischen gerne genannt wird, soll erschlossen werden und als öffentliche Grünfläche genutzt werden. Große Teile der geschätzt 40.000 Quadratmeter großen Insel sind im Besitz der Stadt.  

In dem Bereich zwischen dem Stadtpark und Lannemanns Hagen sollen kleinere Grünflächen als sogenannte Pocket Spots als Bindeglied fungieren. Zudem sollten Fuß- und Radwege entlang der Hase sowie die Barrierefreiheit verbessert werden.

Die Reaktionen: Die wenigen Zuhörer quittierten die Vorschläge der Städteplaner mit großen Beifall. Bürgermeister Matthias Brüggemann war begeistert, weil das Konzept genau zu den Projekten passe, die die Stadt schon angeschoben habe. Neben der Entwicklung Quakenbrücks zur Radstadt, der städtebaulichen Richtlinie und dem Verkehrsentwicklungsplan sei dieses Konzept nicht nur das Tüpfelchen auf dem i, „sondern ein dicker Punkt“, so Brüggemann. Das zeige, dass die Stadt mit den anderen Vorhaben genau richtig liege.

Auch Stadtratsmitglied Christian Calderone zeigte sich „überwältigt“. „Sie haben die richtigen Flächen ausgesucht und die richtigen Aspekte ausgewählt“, lobte er. Gerade die ungenutzte Fläche Lannemanns Hagen sei ein Pfund, mit dem die Stadt wuchern könne: „Der Central Park von Quakenbrück.“

Naturschützer Gerrit Öhm hob hervor, dass man bei den vorgeschlagenen Projektideen Synergieeffekte nutzen könne, um die Naherholungsmöglichkeiten zu verbessern und gleichzeitig die Artenvielfalt zu vergrößern.

Wie geht es weiter? Am Montag befasst sich der städtische Ausschuss für Planen und Bauen mit dem Entwurf für das Isek, das der Stadtrat in seiner Sitzung am 18. März beschließen könnte. Die Zustimmung der Politik vorausgesetzt, kann die Anmeldung für das Förderprogramm fristgerecht bis zum 1. Juni 2019 erfolgen. Ob die Stadt Quakenbrück tatsächlich in das Städtebauförderprogramm „Zukunft Stadtgrün“ aufgenommen wird, zeigt sich im Frühling 2020, wenn die Förderbescheide verschickt werden.