Ankum I Bersenbrücker Kreisblatt vom 07. Juni 2019

Afrika sei ein Kontinent voller Gegensätze, hieß es in einer Podiumsdiskussion der Konrad-Adenauer-Stiftung im See- und Sporthotel Ankum. Wer das Flüchtlingsproblem vor den Toren Europas wirklich lösen wolle, müssen den Afrikanern in ihrer Heimat eine Zukunft geben.

In Afrika treffe man auf gigantische Herausforderungen, betonte Daniel Feldhaus,  Leiter des zur Konrad-Adenauer-Stiftung gehörenden Hermann-Ehlers-Bildungsforums Weser-Ems. Daher nehme das Bildungsforum den Kontinent in den Fokus“ aufgegriffen, als Teil der bundesweiten  Veranstaltungsreihe „Afrika – Unser Nachbarkontinent zwischen Aufbruch und Stagnation“  der Konrad-Adenauer-Stiftung.

Mit Elke Erlecke, der ehemaligen Leiterin des Regionalprogramms „politischer Dialog in Westafrika“ und heutigen Chefin des  Bildungsmanagements in der Konrad-Adenauer-Stiftung, und dem ehemaligen Bundestagsabgeordneten und Ehrenpräsidenten der Deutschen Afrika-Stiftung Karl-Heinz Hornhues gaben zwei  Kenner der Situation in den westafrikanischen Ländern  rund 50 Gästen des Abends einen Einblick Als Berater für Entwicklungszusammenarbeit der Industrie- und Handelskammern im Nordwesten Deutschlands wurde zudem Talis Zvidrins erwartet, der blieb jedoch im Stau stecken. 

Seine Reden zur Afrikapolitik von vor 30 Jahren wären noch aktuell, betonte  Hornhues. Früher wie heute gelte, dass die Lösung der Probleme darin bestehe, für die Menschen eine Zukunft im eigenen Lande zu schaffen. So könnten sich auch die Migrationsbewegungen an den Toren Europas verändern. Die Entwicklung verstärke zwar die Priorität der afrikanischen Themen, die Probleme seien aber schon uralt.  

„Afrika ist ein blinder Fleck in unserer Wahrnehmung“, gab Elke Erlecke zu bedenken.  Vom demokratischen Musterstaat bis zur radikalen Diktatur sei alles vertreten, so die Referentin, die sieben Jahre lang in fünf Ländern Westafrikas gearbeitet hat. Es gebe eine große Spanne zwischen reichen und sehr armen Menschen und  eine Quote von 54 Prozent Analphabeten. Die Frage der Bevölkerungsentwicklung sei kaum in den Griff zu bekommen, solange Kinder dazu dienen würden, ihre Elrern gegen Alter und Krenkheit abzusichern. 

Die aktuellen „afrikapolitischen Leitlinien“ der Bundesregierung seien zwar ein erster Schritt, die zahlreichen Förderungen und Kooperationen zwischen den afrikanischen Ländern und der Bundesrepublik Deutschland zu strukturieren und zusammenzufassen, es fehle aber an einer echten Steuerung der verschiedensten Bemühungen, sagten Zuhörer. Gerade auf europäischer Ebene sei eine bessere Koordination wünschenswert, so die Gäste. Landtagsabgeordneter Christian Calderone forderte, die Idee des Europapolitikers David McAllister aufzugreifen und einen Afrikakommissar einzusetzen, der sich um funktionierende Strukturen in Afrika kümmern solle. Eine Verantwortungsallianz für Afrika sei dringend gefordert, betonte schließlich Elke Erlecke.