Gehrde I Bersenbrücker Kreisblatt vom 17. Dezember 2018

Frust in Gehrde: Weder der innerörtliche Zebrastreifen für Schulkinder auf der Langen Straße ist in Sicht noch eine Ampel, die die Überquerung der B214 sicherer machen könnte.

Dies gab ein nicht eben begeisterter Bürgermeister Günther Voskamp (Die Grünen) einem noch weniger darüber erbauten Gemeinderat in der Dezemberratssitzung vergangenen Donnerstag bekannt. Demnach lehnt die Verkehrskommission aus Vertretern der Samtgemeinde als untere Verkehrsbehörde, Landkreis Osnabrück als Baulastträger und Polizei einen Zebrastreifen für die Lange Straße beim Gemeindebüro ab. Dafür gebe es nämlich zu wenig Verkehr auf der Straße.

Weil die Stelle in einer Tempo-30-Zone liegt, werde ein Zebrastreifen auch grundsätzlich abgelehnt, so Voskamp. Alternativ werde nun überlegt, mit Einengungen die Verkehrsgeschwindigkeit zu drosseln, wie 2017 in einem Experiment mit Betonringen getestet.

Weil die Verkehrszahlen nicht reichen, könne der Landkreis Osnabrück als Straßenbaulastträger zumindest nicht verpflichtet werden, einen Zebrasteifen anzulegen, sagt dazu Andreas Schulte, zuständiger Fachdienstleiter der Samtgemeinde. Die Gemeinde müsse also zahlen. Schulte spricht sich ebenfalls für Einengungen der Fahrbahn aus. „Die Geschwindigkeit herunterzubringen, das ist der richtige Weg“, sagt er.

Richtig kompliziert wird es an der Bundesstraße, die ein teils auch bewohntes Gewerbegebiet mitsamt einem baptistischen Gemeindezentrum von der Ortslage trennt. Hier sei die Gemeinde nicht nur auf behördlicher Ebene aktiv, sonder „mit Unterstützung der Politik“, sagt Voskamp in der Ratssitzung. Samtgemeindebürgermeister Horst Baier, der Landtagsabgeordnete Christian Calderone und Bundestagsmitglied André Berghegger seien eingeschaltet.

Doch für eine Fußgängerampel reicht laut Zählungen die Zahl der Fußgänger nicht aus, teilt der Landkreis Osnabrück mit, weder an der Kreuzung mit der Badberger Straße noch an einem anderen Punkt.

Und was diese Kreuzung betrifft: 2006 hatte der Landkreis dort einen Blitzer installiert, weil die Kreuzung damals als Unfallschwerpunkt galt. Daraufhin ging die Zahl der Unfälle zurück, auf etwa einen bis drei im Jahr. Bei einer Fahrbahnsanierung 2013 verzichtete der Landkreis deshalb auf die Kontaktschleifen für die Messanlage in der Fahrbahn, die Messanlage ist abgeschaltet. Heute müsse die Anlage komplett erneuert werden, weil ihre Technik gar nicht mehr auf dem Markt sei, so der Landkreis.

Seitdem gebe es mobile Kontrollen, die aber nicht auf zunehmende Geschwindigkeiten hindeuten würden, sie nähmen sogar ab, wenn ein Radaranhänger länger an der Straße stehe. Der Landkreis plane, diese Art mobile Kontrolle auszuweiten. Künftig solle der Anhänger „tageweise“ in Gehrde stehen. Verdeckte Messungen des Landkreises und der Samtgemeinde zeigten, dass die Geschwindigkeiten auf der Bundesstraße an dieser Stelle selten um mehr als 20 Kilometer überschritten würden.

Von Januar bis März 2018 hatten sich fünf Unfalle an der Kreuzung ereignet. Sie seien aber allesamt auf Vorfahrtsfehler zurückzuführen. Die Unfallkommission, zu ihr gehört neben den Mitgliedern der Verkehrskommission auch die Landesstraßenbaubehörde, habe deshalb im Juni beschlossen, die Kreuzung nicht wieder zum Unfallschwerpunkt zu erklären.

„Aufmerksamkeitsstreifen“ in der Einmündung der Badberger Straße und zusätzliche Schilder sollen auf die Gefahr hinweisen, so Andreas Schulte. Was aber eine Ampel betrifft, die müsste die Gemeinde Gehrde selber bezahlen.

Falls die Geschwindigkeitsmessungen des Landkreises als nicht ausreichend betrachtet würden, könne die Samtgemeinde selbst welche anordnen, aber auf eigene Kosten, teilt der Landkreis mit. Zur Finanzierung stünden ihr laut einer Verwaltungsvereinbarung zwischen Kreis und Gemeinden 15 Prozent der Bußgelder zu, die der Landkreis aus den Messungen einnehmen würde.