Quakenbrück I Bersenbrücker Kreisblatt vom 08. November 2017

Seit Jahren fordert der Quakenbrücker Stadtrat weitere ebenerdige Bahnübergänge für Fußgänger und Radfahrer. Alt- und Neustadt, die durch die Bahnlinie Osnabrück–Oldenburg getrennt werden, würden außerdem besser miteinander verbunden. Nun kommt Bewegung in die Angelegenheit.

Wenn es um die Gestaltung des früheren und inzwischen abgeräumten Bahnbetriebsgeländes geht, sind sich die Ratsfraktionen einig: Für ein Zusammenwachsen von Alt- und Neustadt sind weitere ebenerdige oder „höhengleiche“ Bahnquerungen für Radler und Fußgänger unverzichtbar. Der bestehende Fußgängertunne ist vielen Einwohnern ein Dorn im Auge. Bauweise und Zustand stehen immer wieder in der Kritik.

Vorstöße, die Deutsche Bahn AG von weiteren Übergängen zu überzeugen, gab es von allen Seiten immer wieder: Im Januar dieses Jahres war es die CDU-Fraktion,zuletzt schaffte es das Thema auf Initiative der Grünen auf die Tagesordnung der jüngsten Sitzung des städtischen Bauausschusses. Ihre Forderung: Der Stadtrat solle die Verwaltung beauftragen, „konkrete Verhandlungen mit der Deutschen Bahn zu führen, um im Endergebnis bodengleiche Bahnübergänge für Fußgänger und Radfahrer im Sanierungsgebiet ‚Quakenbrücker Bahnflächen‘ durchzusetzen“.

Gleich vorweg: Der Antrag fiel bei der Abstimmung in der Ausschusssitzung durch. Nur Grünen-Fraktionschef Andreas Henemann stimmte dafür, es gab acht Neinstimmen und zwei Enthaltungen. Zuvor hatte Henemann den Antrag, der bereits in der September-Sitzung des Stadtrates kurz behandelt worden war, noch einmal begründet. Nach den Vorstellungen der Grünen soll der vorhandene „mit vielen Mängel behaftete und untaugliche Tunnel“ zurückgebaut werden und an gleicher Stelle ein ebenerdiger Bahnübergang entstehen. Südlich des Bahnhofs seien mindestens ein, besser zwei weitere bodengleiche Querungen für Radler und Fußgänger erforderlich. Es sei aus „städtebaulicher, gesamtplanerischer und sozialer Sicht dringend erforderlich“, Alt- und Neustadt miteinander zu verbinden. Ein Stadtratsbeschluss, so hoffte Henemann, könne diesem Vorhaben und den Verhandlungen mit der Bahn AG „den nötigen Nachdruck verleihen“. Das sei gar nicht nötig, hielt Paul Gärtner (SPD) dagegen. Und auch Christian Calderone (CDU) wies darauf hin, dass die Stadt in dieser Angelegenheit bereits einen Schritt nach vorne gemacht habe: „Wir reden nicht mehr über das ‚Ob‘, sondern schon über das ‚Wie‘.“

Inzwischen hat es zwischen Stadtverwaltung und Deutscher Bahn AG einen ersten Kontakt gegeben, wie aus der Sitzungsvorlage hervorgeht. Anfang Juni trafen sich Vertreter der Stadt und der DB Netz AG in Hannover, das Gespräch war auf Vermittlung des CDU-Landtagsabgeordneten Christian Calderone zustande gekommen. Darin hat die Stadt ihren Wunsch geäußert, „dass zur Verbindung der Stadtteile Altstadt und Neustadt ebenerdige Verbindungen über die Bahnstrecke geschaffen werden sollten“. Die DB Netz AG, so ist der Vorlage weiter zu entnehmen, habe eine Prüfung von Möglichkeiten zugesagt, „unter der Maßgabe, dass lediglich Bahnquerungen für Fußgänger und Radfahrer möglich sind“. Weiteres Ergebnis des Gesprächs: Die Stadt Quakenbrück soll mithilfe eines Fachingenieurbüros „qualifizierte Vorplanungen“ erstellen, die für einen späteren Genehmigungsantrag genutzt werden sollen. Diese Planungen sollten dann mit der Deutschen Bahn AG abgestimmt werden, um zu klären, ob und wie ein Genehmigungsverfahren eingeleitet werden kann.

Die Deutsche Bahn AG wies auf Anfrage unserer Redaktion darauf hin, dass höhengleiche Kreuzungen von Eisenbahnen und Straßen „grundsätzlich eine potenzielle Gefahrenquelle darstellen“. Es würden große Anstrengungen zur Beseitigung bestehender Bahnübergänge unternommen, sagte Pressesprecher Egbert Meyer-Lovis. Laut Eisenbahnkreuzungsgesetz seien neue Kreuzungen von Straßen und Eisenbahnen grundsätzlich als Überführung herzustellen. Diese Vorschrift gelte aber nicht „für nicht kraftfahrzeugfähige Straßen“, gemeint sind Fuß- und Radwege. „Erwünscht sind solche Kreuzungen schon allein aus dem Sicherheitsaspekt der Verkehrsteilnehmer jedoch nicht“, so der Sprecher weiter. Da ein neuer Bahnübergang nicht im Sinne der Deutschen Bahn sei, „müssten die Kosten vollumfänglich von der Stadt Quakenbrück getragen werden“. Zum aktuellen Stand der Dinge sagte Bahnsprecher Egbert Meyer-Lovis: „Der Ball liegt bei der Stadt.“

Die Stadtverwaltung ist seit dem Gespräch im Juni tätig geworden und hat Ingenieurleistungen zur Planung eines ebenerdigen Bahnübergangs öffentlich ausgeschrieben. In der Ratssitzung am Montag, 11. Dezember, soll der Auftrag an ein Fachbüro vergeben werden. Für zwei Projekte habe die Stadt Ingenieurleistungen abgefragt, teilte Stadtsprecher Franz-Georg Gramann mit: für den Rückbau des bestehenden Fußgängertunnels in Höhe der Hasestraße und den Bau eines höhengleichen und barrierefreien Fuß- und Radweges einschließlich eines beschrankten Bahnübergangs an gleicher Stelle und den Bau eines Rad- und Fußweges in Höhe der abzweigenden Wilhelmstraße, etwa 370 Meter südlich des Bahnhofs gelegen.