Quakenbrück I Bersenbrücker Kreisblatt vom 15.09.2013

Das Artland-Gymnasium Quakenbrück (AGQ) hält nichts von der Idee, in seiner direkten Nachbarschaft einen Neubau für die Oberschule Artland (OBS) zu errichten.

Eine Machbarkeitsstudie der Samtgemeindeverwaltung kommt zu dem Schluss, dass das Gelände (rot gestrichelt) hinter dem Artland-Gymnasium Quakenbrück für einen Neubau der Oberschule grundsätzlich geeignet ist. Foto: Samtgemeinde

Eine Machbarkeitsstudie der Samtgemeindeverwaltung kommt zu dem Schluss, dass das Gelände (rot gestrichelt) hinter dem Artland-Gymnasium Quakenbrück für einen Neubau der Oberschule grundsätzlich geeignet ist. Foto: Samtgemeinde

 Schulleitung, Förderverein und Ehemaligenverein des AGQ reagieren mit größter Besorgnis auf die von der Samtgemeinde Artland vor einigen Tagen vorgestellte Machbarkeitsstudie. Danach bringe ein Umzug der Oberschule viele Vorteile und Synergieeffekte mit sich .

Erst aus der Zeitung habe er von der Machbarkeitsstudie erfahren, klagt Schulleiter Manfred Ernst im Gespräch mit dem „Bersenbrücker Kreisblatt“. Die Nachricht von einem möglichen Umzug der Oberschule und der Idee eines Schulcampus habe in der Schule erhebliche Irritationen und Fragen ausgelöst. „Es wäre ein Gebot der Fairness gewesen, wenn uns die Samtgemeinde vorher darüber informiert hätte“, so der Schulleiter.

Ähnlich sieht es Klaus Möller vom Ehemaligenverein. „Wir stehen am Anfang einer wichtigen Diskussion. Es ist gerade noch früh genug, die Schule an den Planungen zu beteiligen“, erklärt er. Es sei legitim, dass die Samtgemeinde Artland angesichts des Sanierungsbedarfs der Oberschule Artland auch über Abriss und Neubau an anderer Stelle nachdenke. „Doch dabei sollte auch das Artland-Gymnasium gehört werden.“

Wie Möller ist auch Kerstin Figura als Vorsitzende des Vereins der Ehemaligen der Auffassung, dass nichts getan werden dürfe, was das Gymnasium in seinem Bestand gefährde. „Das AGQ ist ein wichtiger Standortfaktor für Quakenbrück und das Artland“, sagte sie.

Das bekräftigt auch Schulleiter Ernst so. Das 1354 erstmals erwähnte Artland-Gymnasium sei eine Traditionsschule. „Aber ausgeruht haben wir uns darauf nicht, sondern uns immer den Anforderungen gestellt und Innovationen betrieben.“

Das AGQ habe als erstes Gymnasium im Landkreis die Ganztagsschule eingeführt. Seit dem Schuljahr 2010/11 sei das Fach Wirtschaftslehre Prüfungsfach im Abitur. Im Netzwerk Schule-Wirtschaft engagierten sich mehr als 50 Unternehmen. „Das ist eine Win-win-Situation: für Schule und Schüler und für die Unternehmen der Region, die qualifizierte Mitarbeiter gewinnen können, erläutert Ernst. Und diese Leistungen, die die Attraktivität der Schule und der Region letztlich ausmachten, dürften nicht aufs Spiel gesetzt werden. „Ein Artland ohne Gymnasium wird viele externe Arbeitsplatzsuchende nicht gewinnen können.“

Ein geplanter Schulcampus könne den Fortbestand des Gymnasiums auf lange Sicht gefährden, befürchtet der Schulleiter. Das AGQ wäre für Eltern nicht mehr so attraktiv, vor allem für Eltern mit einem Wahlangebot, die ihre Kinder zu anderen Gymnasien schicken würden.

Sinkende Schülerzahlen würden automatisch die Schwerpunktbildung in der gymnasialen Oberschule gefährden. Derzeit gebe es den sprachlichen, naturwissenschaftlichen, sportlichen und gesellschaftswissenschaftlichen Schwerpunkt und damit vier von insgesamt fünf möglichen Schwerpunkten. Zurzeit seien die Jahrgänge fünf bis zehn jeweils vierzügig. „Das ist eine gute Grundlage für die Schwerpunktbildung in der gymnasialen Oberstufe.“

Außerdem warnt Manfred Ernst vor der möglichen Umwandlung der Oberschule Artland und des Artland-Gymnasiums in eine Gesamtschule, die den Rückgang der Schülerzahlen wohl noch verstärken würde.

Skeptisch betrachtet auch Christian Calderone die vorgelegte Machbarkeitsstudie. Die Existenz des AGQ als kleinstes Gymnasium im Landkreis sei gesichert. Das Thema stehe überhaupt nicht zur Debatte, stellt der CDU-Ratsherr und das Mitglied im Ehemaligenverein klar. Als Lernstandort einer Hochschule und mit Blick auf Arbeitgeber wie das Christliche Krankenhaus und das DIL benötige die Stadt Quakenbrück „ein vernünftiges Gymnasium“.

Aber angesichts der vorgelegten Idee, zwei Schulen an einem Standort anzusiedeln, sei es ja naheliegend, „eine Signalwirkung für die Zukunft zu vermuten“, so der Quakenbrücker. Die in der Machbarkeitsstudie genannten Synergieeffekte wie eine gemeinsame Nutzung von Aula und Mensa könne er ebenso wenig erkennen wie die Nähe zu den Sportanlagen.