Alfhausen I Bersenbrücker Kreisblatt vom 31.03.2015

Die Zahlen sind imposant: 700 Lkw mit Hilfsgütern brachte die Königsberghilfe seit 1992 auf den Weg in den russischen Bezirk Kaliningrad. Im ehemaligen Ostpreußen betreibt sie eine Suppenküche, Sozialstationen, eine Kindertagesstätte, alles allein aus Spenden finanziert.

Der 700. Lkw der Königsberghilfe macht sich auf die Reise zu Not leidenden Menschen in Russland. Von links: Kurt Nier, Pfarrer Hubert Goldbeck, Helmut Buschmeyer, Günter Sandfort von der Caritas, Theodor Große Starmann. Foto: Swaantje Hehmann

Der 700. Lkw der Königsberghilfe macht sich auf die Reise zu Not leidenden Menschen in Russland. Von links: Kurt Nier, Pfarrer Hubert Goldbeck, Helmut Buschmeyer, Günter Sandfort von der Caritas, Theodor Große Starmann. Foto: Swaantje Hehmann

Um Koordinator Theodor Große Starmann in Alfhausen herum hat sich ein erstaunliches bundesweites Netzwerk der Hilfe gebildet, mit Schwerpunkten im Osnabrücker Land und im Emsland. Nur mit dem Generationenwechsel tut sich dieses Netz schwer.

Da hatte sich so etwas wie eine Gemeinde versammelt, als Diakon Kurt Nier und Pfarrer Hubertus Goldbeck den 700. Lkw mit Gebet und Segen auf die 1100 Kilometer lange Reise nach Königsberg schickten. Die Königsberghilfe ist im Kern katholisch, aber in ihrer Ausprägung sehr ökumenisch. Helfer in ganz Deutschland sammeln Geld und Dinge wie gebrauchte Brillen, Kleidung, Schuhe, die in Bananenkartons verpackt auf Lkw verladen werden, fast 7000 Tonnen in 23 Jahren. Die Königsberghilfe verteilt sie über Sozialstationen in Razdolnoe und Königsberg-Stadt, berichtet Große Starmann. Sie betreibt eine Suppenküche, eine Ambulanz für Obdachlose, eine kleine Tagesstätte zur Betreuung von Kindern. Sie sanierte ein Kinderheim in Bagrationowsk, eigentlich das Werk Helmut Buschmeyers aus Bad Iburg, der sich auch über die Königsberghilfe hinaus engagiert.
170000 Euro seien jährlich erforderlich, um Transporte und Einrichtungen zu finanzieren. Bislang werde alles allein aus Spenden aufgebracht, so Große Starmann, nun stelle der Caritasverband Unterstützung in Aussicht, unter deren Dach die Königsberghilfe seit ein paar Jahren arbeitet. Im Emsland ist sie auch als „Thuiner Kreis“ bekannt, der sich um die kürzlich verstorbene Ordensschwester Irmengild aus dem Thuiner Franziskanerinnenkloster bildete. Die Königsberghilfe hat Containerkirchen nach Osten gebracht und die Inneneinrichtung einer Osnabrücker Kirche. Emsländer Reservisten halten den Stützpunkt in Königsberg instand.

Doch der Helferschar macht Überalterung zu schaffen, für 2017 sei eine Übergabe in jüngere Hände geplant, erklärt Helmut Buschmeyer. Der Caritasverband der Diözese Osnabrück werde den Wechsel unterstützen, erklärt Günter Sandfort. Die Caritas ist ebenfalls in der Russlandhilfe engagiert, die auch weiter nötig sei, so ihr stellvertretender Direktor: „Große Teile der Bevölkerung sind arm, es gibt kein soziales Netz, erst recht nicht auf dem Lande.“ Mit Kreisrat Stefan Muhle vom Landkreis Osnabrück und dem CDU-Landtagsabgeordneten Christian Calderone stimmt Sandfort in einem Punkt überein: „Was die Königsberghilfe geleistet hat, ist kaum zu toppen.“

Gerade in einer Zeit wachsender Spannungen mit Russland sei die Hilfe nötig, um etwas für die Menschen dort zu tun, sagt Helmut Buschmeyer. Deshalb solle die Königsberghilfe nachhaltiger werden, mehr zur Förderung der Eigeninitiative an Ort und Stelle tun. Für Razdolnoe gibt es bereits eine Helfergruppe. Für das Kinderhaus solle bald ein Trägerverein gegründet werden.