Wallenhorst I Neue Osnabrücker Zeitung vom 24.11.2014

Seit 20 Jahren ist er Chef der Ruller CDU, jetzt soll Schluss sein. Alfred Lindner, 75 Jahre alt, will seinen Vorsitz abgeben – „aus Altersgründen“, wie er betont. Mit der Spaltung der CDU-Fraktion im Wallenhorster Rat habe das „nichts zu tun“.

Alfred Lindner möchte eine jüngere Generation ans Ruder der Ruller CDU lassen. Foto: Michael Gründel

Alfred Lindner möchte eine jüngere Generation ans Ruder der Ruller CDU lassen. Foto: Michael Gründel

Seit der herben Niederlage des CDU-Kandidaten Stefan Düing bei der Bürgermeisterwahl vor zwei Monaten ist viel in Bewegung in der Wallenhorster CDU. Fünf Fraktionsmitglieder haben sich abgespalten und zur neuen Fraktion „Christlich, Demokratisch für Wallenhorst“ (CDW) zusammengeschlossen, darunter Marlene Posnin – bislang Vorsitzende des Wallenhorster CDU-Ortsverbands. Auch dort stehen somit Neuwahlen an. „Die Abspaltung schmerzt“, sagt Lindner. „Die CDU ist meine zweite Familie. Das ist die größte Enttäuschung meines politischen Lebens.“ Aber: „Familienmitglieder bekämpft man nicht.“

Am 1. August 1978 war Lindner in die CDU eingetreten, vier Jahre, nachdem der Osnabrücker nach Rulle gezogen war. „Ich wollte diesen Raum hier mitgestalten“, sagt Lindner. Als Meilensteine nennt er das Neubauviertel „Im Esch“ sowie der Bau vieler Schulen und Turnhallen. Sein Vorbild sei stets der frühere Ratsherr Arnold Vennemann gewesen. 1986 wurde Lindner erstmals direkt in den Gemeinderat gewählt, dem er seitdem ununterbrochen angehört. Seit 2009 ist er zudem stellvertretender Bürgermeister. Ob er 2016 erneut für die Wahlen zum Gemeinderat antritt, lässt er noch offen. „Wenn die Partei einen braucht, komme ich. Wenn nicht, dann nicht.“

„Mein Ziel war in den 20 Jahren immer Geschlossenheit“, sagt Lindner. Doch bei der Kandidatenfrage zur Bürgermeisterwahl klafften die Meinungen der Ortsverbände auseinander. Während die CDU Rulle einen Bürgermeisterkandidaten zusammen mit SPD, Grünen und Wählergemeinschaft ablehnte, sprach sich die CDU Wallenhorst dafür aus. Am Ende machte der Gemeindeverband eine Kehrtwende und nominierte Düing.

Vorwürfe macht Lindner der bisherigen Wallenhorster CDU-Vorsitzenden Marlene Posnin. Sie habe 2011 „alles an sich reißen“ wollen, sprich den Vorsitz im Ortsverband und Platz eins auf der Parteiliste für die Kommunalwahl. „Ich will das nicht kommentieren“, sagt Posnin auf NOZ-Anfrage.

Und was wird nun aus ihr und den anderen Abweichlern? Die dürfen zunächst ein Jahr lang keine Funktionen innerhalb der Partei wahrnehmen, habe der Gemeindeverband beschlossen, erläutert dessen Vorsitzender Clemens Lammerskitten. „Wir unterstützen den Beschluss“, sagt der CDU-Kreisvorsitzende Christian Calderone. „Das war mir vollkommen klar“, sagt Posnin, betont aber, dass sie und die anderen vier – Mark Brockmeyer, Manfred Gretzmann, André Schwegmann und Dirk Hagen – weiterhin „CDU-Leute“ und den Grundwerten der Partei verhaftet seien und alle 2011 direkt in den Rat gewählt worden waren.

Lammerskitten stellt klar, dass eine Kandidatur der fünf Abweichler für die CDU bei der nächsten Kommunalwahl keineswegs ausgeschlossen sei. Bislang gebe es auch weder auf Gemeinde- noch auf Kreisebene Bestrebungen, ein Parteiausschlussverfahren anzustoßen. „Ich habe etwas dagegen, da mit der großen Keule zu kommen“, kommentiert Calderone. „Dass das, was passiert ist, keinen erfreut, ist klar, aber wir müssen jetzt ins Gespräch kommen.“