Osnabrück I Neue Osnabrücker Zeitung vom 30.01.2014

Während die Raumtemperatur im Kleinen Sitzungssaal des Kreishauses recht frostig war, übten sich die Mitglieder des Bildungsausschusses in seelenwärmender Harmonie, und das bei einem Thema, das durchaus Potenzial für unterkühlte Diskussionen bietet – die Schulentwicklungsplanung (SEP).

Über die Zukunft der Schullandschaft im Landkreis Osnabrück diskutierte jetzt der Bildungsausschuss des Landkreises Osnabrück. Symbolfoto: dpa

Über die Zukunft der Schullandschaft im Landkreis Osnabrück diskutierte jetzt der Bildungsausschuss des Landkreises Osnabrück. Symbolfoto: dpa

Zwei Anträge zum weiteren Vorgehen lagen dem Ausschuss vor. Einer stammte von der Kreisverwaltung, der zweite wurde von der Mehrheitskooperation aus CDU, SPD, FDP und UWG eingebracht. Bis auf wenige Punkte sind beide Papiere nahezu deckungsgleich. Wichtigste Aussage: Jede Änderung in der Schullandschaft muss in enger Abstimmung mit allen Beteiligten – Lehrern, Schülern und Eltern, Verbänden, Politik und den jeweiligen kommunalen Verwaltungen – geschehen.

Erste Gespräche seien bereits aufgenommen worden, teilte der zuständige Kreisvorstand Matthias Selle mit. Dabei seien vier lokal definierte Gesprächsgruppen für den nördlichen, östlichen und südlichen Landkreis gebildet worden sowie für die direkt an die Stadt angrenzenden Gemeinden.

Nun soll die Verwaltung auf einstimmigen Beschluss des Ausschusses „die Ergebnisse des Gutachtens zur Schulentwicklungsplanung sowie der Elternbefragung als zwei wichtige Bestandteile in eine zukunftsfähige kreisweite Schulstruktur überführen“. Dabei soll der Landkreis die Schulträgerschaft von gymnasialen Angeboten im Sekundarbereich I und II innehaben. Die SEP wird aber nicht nur die gymnasialen Angebote betreffen. Auch die anderen Schulformen werden nach Meinung aller Parteien vor allem mit Blick auf die demografische Entwicklung in die Überlegungen einbezogen werden müssen.

Interessant wird die Frage sein, in welchem Umfang und vor allem an welchen Standorten der Landkreis demnächst Gesamtschulen etablieren wird. In dem von der Mehrheitskooperation vorgelegten Papier ist von „bis zu zwei Gesamtschulen“ die Rede. An dieser Stelle meldeten sich Annette Niermann und Ursula Thöle-Ehlhardt (Grüne) zu Wort. Für sie kann es keinen Zweifel an der Einrichtung von Gesamtschulen geben, gern auch mehr als zwei. Ausschussvorsitzender Volker Theo Eggeling (SPD) beruhigte – die Rede sei vom Zeitraum bis zum Ende der Legislaturperiode. „Wenn wir das bis dahin geschafft haben, haben wir viel erreicht.“ Unterstützung bekam er von Christian Calderone (CDU), der darauf verwies, dass das Papier noch andere Inhalte habe, die ebenfalls umgesetzt werden sollten.

Mehrere Kommunen scharren beim Thema Gesamtschule bereits mit den Hufen. Erste Überlegungen für eine Mittelstufen-IGS gibt es in der Samtgemeinde Bersenbrück. Auch in Bramsche möchte vor allem die SPD neben den bestehenden Schulformen eine Mittelstufen-IGS installieren unter Beibehalt des Gymnasiums und möglicher Umwandlung von Realschule und Hauptschule zu einer Oberschule. Im südlichen Landkreis sieht man in Georgsmarienhütte Potenzial für eine Gesamtschule. „Bildungspolitik auf kommunaler Ebene ist Kirchturmpolitik“, warnte Nazih Musharbash (SPD) im Bildungsausschuss. Wobei Parteifreund Reinhard Wittke die Realismus-Brille aufsetzte: „Ganz ohne Kirchturmpolitik wird das nicht abgehen.“

Deshalb – und da waren sich alle Fraktionen einig – müsse der Landkreis die Schulentwicklung federführend in die Hand nehmen. „Wir tun uns keinen Gefallen, wenn wir das allein den Kommunen überlassen“, meinte Eggeling.