Osnabrück [Neue Osnabrücker Zeitung vom 21. Januar 2013]

Geballte Freude: Christian Calderone hat den Wahlkreis Bersenbrück für die CDU gewonnen.

Geballte Freude: Christian Calderone hat den Wahlkreis Bersenbrück für die CDU gewonnen.

Alle vier Wahlkreise im Landkreis Osnabrück gingen an die Bewerber der CDU – keine Spur von Spannung wie beim Gesamtergebnis auf Landesebene. Mit dem knappsten Vorsprung hat es Clemens Lammerskitten im Wahlkreis Bramsche über die Ziellinie geschafft. Der Hollager lag aber mit 43,5 Prozent immerhin noch 2672 Stimmen vor seinem Herausforderer von der SPD, Guido Pott.

Wahlkreis Bersenbrück: Nun schaffen es beide auch noch in den Landtag – Christian Calderone, der den Wahlkreis direkt holt, und Claus Peter Poppe, der über die Liste einzieht. Seit vielen Jahren sind die beiden Politiker – wenn auch stets auf unterschiedlichen Seiten – fast im Gleichschritt im Leben unterwegs. Alles fing 1995 an. Da trafen Claus Peter Poppe als Deutschlehrer am Artland-Gymnasium und Christian Calderone als Schüler aufeinander. Zwei Jahre lang schrieb der eine fleißig Arbeiten und Referate, zwei Jahren lang verteilte der andere dafür die Noten. Alsbald sahen sich die beiden auf der politischen Bühne in der Stadt Quakenbrück wieder. Claus Peter Poppe war für die SPD im Einsatz, Christian Calderone für die CDU. In den unterschiedlichsten Ämtern trafen sie aufeinander – ob als Fraktionssprecher, ob als Bürgermeister.

Nun werden sich die beiden Quakenbrücker auch auf landespolitischer Ebene begegnen. Während Christian Calderone Neuling ist, hat Claus Peter Poppe bereits zwei Wahlperioden auf dem Buckel. Und noch etwas eint das Duo von CDU und SPD: Beide sind am Wahlabend mit ihren Ergebnisse zufrieden.

Wahlkreis Bramsche: Es ist 19.10 Uhr, als Clemens Lammerskitten zum ersten Mal an diesem Wahlabend so richtig gelöst lächeln kann, ja sogar ein kleines Jubeltänzchen aufs Parkett legt. Zu diesem Zeitpunkt sind 73 von 91 Wahlbezirken ausgezählt – und der CDU-Mann liegt fast uneinholbar vorne. Lammerskitten nimmt im Wallenhorster Gasthaus Beckmann bereits fleißig erste Glückwünsche für den Wiedereinzug in den Landtag entgegen. „Ich bin überaus glücklich, dass ich das Wahlergebnis von 2008 gehalten habe. Ich freue mich, dass meine Arbeit in Hannover honoriert wurde“, zieht er eine erste Bilanz – und nimmt seine Familie in den Arm – Ehefrau Marita, Tochter Alica und Sohnemann Eike.

Apropos Marita Lammerskitten: Die gibt gerne zu Protokoll, dass sie und ihr Gatte in den vergangenen Wochen zu keiner Zeit darüber nachgedacht hätten, was denn geschehen solle, wenn der neuerliche Sprung in den Landtag nicht gelinge: „Ein Scheitern stand für uns nicht zur Debatte.“

Kandidat Guido Pott betritt die Wahlparty der SPD in Wallenhorst durch den Hintereingang. Es ist 19.11 Uhr: gedämpfte Stimmen, lange Gesichter – statt Party herrscht Beerdigungsstimmung in der Fliesenscheune. Pott lächelt tapfer, schüttelt Hände, lässt sich umarmen. „Ich hätte mir sicherlich mehr erhofft“, sagt er. Vor allem hatte er mehr Erststimmen von Grünen-Wählern erwartet. „Es ist einfach ärgerlich“, sagt er mit Blick auf die Leinwand, auf der die Ergebnisse prangen: 12,5 Prozent für die Grüne Filiz Polat, deren Wiedereinzug in den Landtag über die Landesliste ohnehin sicher war. „Das sind verschenkte Stimmen für uns“, sagt Pott. „Ich hoffe aber sehr, dass wir den Regierungswechsel schaffen.“

Wahlkreis Georgsmarienhütte: Beim Landtagswahlkrimi gibt es am Ende im Wahlkreis 76 diesmal zwei, die sich freuen dürfen: Martin Bäumer holt zum dritten Mal mit absoluter Mehrheit für die CDU das Direktmandat, und für die SPD zieht Kathrin Rühl wohl über die Landesliste der Partei in den Landtag ein.

Der 45-jährige Glandorfer, der fast das gleiche Ergebnis wie vor fünf Jahren einfährt, verbringt den Wahlabend daheim in Glandorf, wo er sich „am wohlsten fühlt“ und mit Familie und Parteifreunden den Ausgang verfolgt. Die Stimmung ist von Beginn an gut, da Bäumer früh Grund zur Freude hat: „Die CDU im Osnabrücker Land hat wieder in allen vier Wahlkreisen geliefert.“ Aber natürlich macht er mit Blick auf Hannover auch keinen Hehl daraus, dass „am besten ist, wenn man auch weiterregieren kann“. Etwas überrascht ist er vom FDP-Abschneiden: „Dass die Liberalen klar reinkommen, war erkennbar, aber mit dem Ergebnis habe ich nicht gerechnet.“

Lange zittern muss dagegen wie 2008 die SPD-Kandidatin Kathrin Rühl, die im Awo-Hüttenbahnhof auf die Nachricht wartet, wie weit die Landesliste zieht – diesmal im Gegensatz zu vor fünf Jahren aber wohl mit einem Happy End. Gegen 22.30 Uhr bekommt die 35-Jährige aus der SPD-Zentrale in Hannover die Zwischennachricht, dass ihr Listenplatz 22 reichen wird, um in den Landtag einzuziehen. Die Hasbergerin: „Ich bin überglücklich, wenn es geklappt hat.“

Wahlkreis Melle: SPD-Kandidat Timo Natemeyer aus Bad Essen ist am Sonntagabend ein fairer Verlierer und gratuliert CDU-Kandidatin Gerda Hövel, die den Wahlkreis 74 mit stolzen zwölf Prozent Vorsprung gewinnt, telefonisch. Die 58-jährige Hövel wird im Meller „Stadtgespräch“ von CDU-Anhängern gefeiert, während Natemeyers Fazit im heimischen Wehrendorf realistisch ausfällt: „In der Gemeinde Bad Essen waren wir bei den Stimmen fast gleichauf. Ansonsten war es irgendwie aber doch das erwartete Ergebnis.“

Eines der ersten CDU-Mitglieder, die Gerda Hövel zum Wahlsieg gratulieren, ist übrigens Ernst-August Hoppenbrock, der in den vergangenen Jahren bei insgesamt drei Landtagswahlen diesen Wahlkreis stets direkt gewonnen hatte.