Bad Iburg [Neue Osnabrücker Zeitung vom 04. Dezember 2012]
Blick in die Vergangenheit, aber auch in die Zukunft: Der CDU-Kreisverband Osnabrück-Land feierte jetzt sein 40-jähriges Bestehen aus unterschiedlichen Blickwinkeln. So mahnte beispielsweise der Ehrenvorsitzende und im wahrsten Sinne des Wortes erste Vorsitzende Reinhard von Schorlemer, dass „die Älteren jetzt besser mal die Jüngeren ranlassen sollten – auch in Führungspositionen“.
Für den vom Ehrenvorsitzenden geforderten Generationswechsel steht seit zwei Jahren neben anderen Persönlichkeiten der kürzlich wieder im Amt des Kreisvorsitzenden bestätigte Christian Calderone. Der stellte fest: „Die Gesellschaft verändert sich rasant – auch im ländlichen Bereich.“ Das könne man beklagen, aber nicht ändern. Eine Folge davon: Auch in CDU-Hochburgen sei es nicht mehr selbstverständlich, dass christlich gewählt werde. „Wir müssen zeigen, dass wir nahe dran sind und offen auf die Menschen zugehen“, so Calderone.
Diesen Punkt griff auch Julia Klöckner, CDU-Landesvorsitzende aus Rheinland-Pfalz, auf. Sie war als Ehrengast zur Jubiläumsveranstaltung gekommen und forderte: „Wir müssen auch Leute hereinholen, die bisher nicht in unserem Dunstkreis sind.“ Nach ihrer Ansicht darf die CDU einerseits ihre Positionen und Werte nicht über Bord werfen, müsse sich aber andererseits öffnen und Veränderungen zulassen. Notwendig sei zum Beispiel eine Frauenquote. In Richtung der Zweifler, die meinten, gute Frauen schafften es auch ohne Quote ganz nach oben, sagte sie: „Nee Leute, es gibt eine Lehmschicht, da kommt man auch als gute Frau nicht durch, weil man sich das auch nicht antun möchte.“
Die CDU sei die letzte verbliebene Volkspartei und dürfe gar nicht erst damit anfangen, Klientelpolitik zu betreiben, führte sie weiter aus. „Deshalb darf es auch keine CDU mit zwei Gesichtern geben, eines für den ländlichen Raum und das Latte-macchiato-Gesicht für die Stadt, wobei wir uns in den Städten natürlich anstrengen müssen“, so Klöckner, bevor sie die Vielfalt der Partei hervorhob und weiter forderte: „Wir brauchen Politiker mit einer Haltung. Außerdem dürfen Debattieren und Argumentieren nicht mit Zoff und Streit gleichgesetzt werden.“ Politiker sollten ihre Standpunkte klar vertreten, damit die Wähler auch die Chance hätten, sich für oder gegen sie zu entschieden. An den Niedersachsen gefalle ihr die zupackende Art, so der Ehrengast aus Rheinland-Pfalz. „Machen ist wichtiger als bunte Broschüren und darüber schwätzen.“
Hans-Gert Pöttering, der nach Reinhard von Schorlemer und vor Christian Calderone das Amt des Kreisvorsitzenden bekleidete, wies schließlich noch darauf hin, wie wichtig es sei, sowohl fest in der Heimat als auch in Europa beheimatet zu sein.