Bersenbrück I Bersenbrücker Kreisblatt vom 29.11.2015

Mit einer Informationsveranstaltung über die geplante Stromtrasse mit mehreren Fachleuten wollte der CDU-Stadtverband Bersenbrück zu einer weiteren Klärung der augenblicklichen Situation beitragen.

Auskunft im Hotel Hilker in Bersenbrück gaben am Mittwochabend vom Netzbetreiber „Amprion“Arndt Feldmann und Sebastian Knauf aus Dortmund, Dezernent Bernhard Heidrich von der Genehmigungsbehörde Amt für regionale Landesentwicklung Weser-Ems in Oldenburg, Winfried Wilkens vom Landkreis Osnabrück und Melanie Pust vom Bürgerdialog Stromnetz in Quakenbrück. Moderiert wurde die gut besuchte Veranstaltung vom CDU-Stadtverbandsvorsitzenden Axel Meyer zu Drehle.

Die derzeitige Situation ist dadurch gekennzeichnet, dass der Übertragungsnetzbetreiber Amprion bei der Planung der 380-Kilovolt (KV)-Höchstspannungsleitung zwischen Cloppenburg und Merzen auch den Korridor entlang der Autobahn A1 genauer prüfen muss. Bei dieser jüngsten Entscheidung des Amtes für regionale Landesentwicklung (ArL) in Oldenburg ist auch die teilweise Erdverkabelung empfohlen worden, berichtete Bernhard Heidrich (ArlL).

Der Zeitrahmen für den Bau einer neuen Höchstspannungsleitung von Conneforde (Ammerland) über Cloppenburg nach Merzen sei groß. Geplant sei, die neue Stromleitung erst 2022 in Betrieb zu nehmen. Jetzt beginnt nach der „Raumwiderstandsanalyse“ und der Antragskonferenz der Netzbetreiber Tennet (Conneforde bis Cloppenburg) und Amprion (Cloppenburg bis Merzen) beim ArL das Raumordnungsverfahren bis zum kommenden Jahr. Das ArL wird dann voraussichtlich 2017 den Raumordnungsbescheid erteilen. Frühestens dann ist die Entscheidung gefallen, welche der vier zur Zeit in Frage kommenden Trassen zwischen Cloppenburg und Merzen bebaut wird.

Dann folgt das Planfeststellungsverfahren bei der Niedersächsischen Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr in Hannover. Auch dann haben alle Bürger und Kommunen noch die Möglichkeit, ihre Einwände und Stellungnahmen vorzubringen. Die Pläne des Raumordnungs- und des Planfeststellungsverfahrens liegen zur allgemeinen Einsichtnahme aus und werden im Internet veröffentlicht. Die Gemeinden vor Ort geben dazu auch weitere Auskünfte.

Zur Zeit geht es also darum, und das wurde von allen Teilnehmern der Bersenbrücker Veranstaltung betont, die „optimale Stromtrasse“ zu finden.
Die neue Trasse, die von Tennet und Amprion zwischen Conneforde im Ammerland und Merzen errichtet werden soll, stärke die Versorgungssicherheit und erhöhe die Übertragungskapazität aus dem nordwestlichen Niedersachsen in den Osnabrücker Raum, erklärte Feldmann. Die neue Trasse werde auch dazu beitragen, regenerativen Strom von der Nordsee (Windparks) zu den Verbrauchszentren in Deutschlands Süden zu leiten.

Ins Spiel kommt jetzt auch die teilweise angedachte Erdverkabelung, die nach Auskunft des Netzbetreibers aber rund sechs- bis sieben Mal teurer kommt als die Hochspannungsvariante.

Winfried Wilkens erläuterte, dass die Erdverkabelung des Stroms in Deutschland „normalerweise nicht erlaubt“ war. Derzeit zeichne sich aber eine Änderung ab. Das Bundeswirtschaftsministerium, die Niedersächsische Landesregierung, Bundestag und Bundesrat planten nun, der Erdverkabelung eine größeren Anteil zu eröffnen. „Eine Rechtsänderung halte ich für wahrscheinlich“, betonte Wilkens. Beim Ausbau der neuen Stromtrassen wolle auch die Bundesregierung verstärkt auf Erdverkabelung setzen. Und beim geplanten Bau der 380-Kilovolt-Höchstspannungsleitung zwischen Conneforde und Merzen soll eine teilweise Erdverkabelung möglich sein. Die Netzbetreiber halten eine Ausweisung der Verbindung als Erdkabel-Pilotstrecke sogar für wahrscheinlich.
Der CDU-Landtagsabgeordnete Christian Calderone bemängelte, die Netzbetreiber hätten bislang einseitig auf die Hochspannungsvariante gesetzt. Er warnte aber davor, in dieser Phase der Vorplanung gegen einander zu arbeiten: „Wir sollten uns nicht verkämpfen“. Niemand sei glücklich über die geplante Stromtrasse. „Aber die Trasse wird kommen“. Es gelte daher, die Interessen der Region besser als bisher zu formulieren und zu vertreten. „Andere waren schneller als wir.“