Dümmer [Oldenburgische Volkszeitung vom 30. Januar 2013]

Teurer Dümmer: Um den See zu retten soll das Land Niedersachsen bis zum Jahr 2025 rund 48 Millionen Euro zur Verfügung stellen. Das hat das scheidende Landeskabinett gestern beschlossen. Allein rund 18 Millionen Euro dürfte der geplante Schilfpolder kosten.

Teurer Dümmer: Um den See zu retten soll das Land Niedersachsen bis zum Jahr 2025 rund 48 Millionen Euro zur Verfügung stellen. Das
hat das scheidende Landeskabinett gestern beschlossen. Allein rund 18 Millionen Euro dürfte der geplante Schilfpolder kosten.

Das Aufatmen rund um den Dümmer war gestern förmlich zu hören. Das Landeskabinett hat das Konzept für die Rettung des Sees beschlossen.

Ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur Rettung des Dümmers ist getan. Die Landesregierung hat gestern das Konzept für die See-Sanierung beschlossen.
Es ist der sogenannte 16-Punkte-Plan, der insgesamt 17 Maßnahmen umfasst. Die
Gesamtkosten sind für den Zeitraum 2013 bis 2025 mit rund 48 Millionen Euro veranschlagt. Den Löwenanteil davon dürfte der Bau des geplanten Schilfpolders
an der Hunte vor deren Einmündung in den Dümmer mit rund 18 Millionen Euro ausmachen.
Der Polder in der Nähe des Schäferhofes soll die Posphorfracht aus dem Huntewasser
filtern, die sonst den Dümmer belastet. Der Polder könnte in drei Bauphasen entstehen.
Auf jeden Fall sei die erste Ausbaustufe mit einer Poldergröße von etwa 81 Hektar erforderlich, sagen Experten.
Während der Schilfpolder aber ein langfristiges Projekt ist, das nach Schätzungen von Fachleuten erst in etwa zehn Jahren messbare Ergebnisse bringen dürfte, enthält der 16-Punkte-Plan auch kurzfristige Maßnahmen wie die Fortsetzung der Entschlammung des Sees. Auf geringere Posphateinträge hoffen die Verantwortlichen auch durch die Beratung von Landwirten am Oberlauf der Hunte wegen der Gülleausbringung.

Die Frage ist, ob sich auch eine neue Landesregierung etwa um den SPD-Politiker Stephan Weil als Ministerpräsident an den Kabinettsbeschluss gebunden
fühlt. „Ich habe immer gesagt, der Dümmer ist ein unpolitisch zu betrachtendes Problem“,
erklärte dazu Dümmer-Koordinator Helmut Weiß. Der Kabinettsbeschluss gehe in die richtige Richtung: „Einen Zeitverlust können wir uns nicht mehr leisten.“ Auch Wilhelm Beckmann, der Vorsitzende der Wettfahrtgemeinschaft Dümmer, und Wolfram van Lessen als Verbandsvorsteher des Hunte-Wasserverbandes begrüßten die Entscheidung
und forderten eine zügige Umsetzung des 16-Punkte-Plans auch durch eine rot-grüne
Landesregierung.
Das vorliegende Sanierungskonzept wird von den Grünen im Landtag „grundsätzlich mitgetragen“, sagte deren Agrar-Experte Christian Meyer. Das gelte auch mit Blick auf die Gelder für das Schilfpolder. Meyer, der als Kandidat für das Amt des  Landwirtschaftsministers gilt, verwies auf entsprechende Aussagen
der Grünen im Wahlkampf. Seiner Partei gehe es aber um eine stärkere Ursachenbekämpfung. Wenn durch ein besseres Gülle-Management die Phosphat-
und Stickstoffzufuhr verringert werden könne, „dann reduziert das auch die Kosten der
Sanierung“. Es gelte, eine Überdüngung im Rahmen der Rechtslage zu vermeiden. Eine
Verschärfung der Maßnahmen sei nicht vorgesehen.

„Das ist ein guter Marschplan. Alles ist abgedeckt, und die Gelder stehen bereit“, zeigte sich der CDU-Vorsitzende im Landkreis Osnabrück, Christian Calderone,
zufrieden. Er vertritt künftig den Wahlkreis Bersenbrück, zu dem Damme und Neuenkirchen-Vörden gehören, im Landtag. Dass Landwirte auf freiwilliger Basis die Phosphorzufuhr beschränken sollen, sei der richtige Weg. Zunächst gelte
es, auf Freiwilligkeit zu setzen.
Der SPD-Abgeordnete Claus Peter Poppe aus Quakenbrück zeigte sich „verwundert über
den Zeitpunkt“ des Kabinettsbeschlusses. Er vermutet: Wenn CDU und FDP sich Vorteile im Wahlkampf erhofft hätten, wäre es eher zum Beschluss gekommen. Er sah viele Detailfragen ungeklärt. So lasse das Anlegen des Schilfpolders „viele Interpretationen
zu“. Die Dümmersanierung sei eine langfristige Angelegenheit. „Das muss man sorgfältig
beobachten und steuern“, sagte Poppe mit Blick auf mögliche Abänderungen des Plans.
Die Sprecherin des Umweltministeriums, Inka Burow, erklärte: Der Schilfpolder sei der
„größte Baustein“. Je nach Entwicklung der Sanierung könne es sich erweisen, dass als Alternative kleinere dezentrale Polder in Frage kommen.