Stade I Stade Tageblatt vom 08. Januar 2020
(Autor: Lars Strüning)
Das ist amtlich: Dem Stader Amts- und dem Landgericht fehlen gut 1000 Quadratmeter Fläche. Das wurde ihnen bereits offiziell bestätigt. Doch zwischen Anerkennung des Bedarfs und tatsächlicher Umsetzung vergeht schon mal ein Zeitchen. Vielleicht hilft der Besuch des CDU-Justizarbeitskreises aus dem Niedersächsischen Landtag, das Projekt zu beschleunigen. Beiden Gerichten stehen derzeit 4760 Quadratmeter zur Verfügung.
,,Wir nehmen das Thema mit“, heißt es dann gerne. So auch am Dienstagmittag beim Gespräch der Politiker mit der Vizepräsidentin des Landgerichts, Ingrid Stelling, mit Geschäftsleiter Manuel Haase und mit Vertretern des Richterrats. Soll heißen: Im Justizministerium wird zum Thema nachgefragt und versucht, ein wenig Druck auszuüben. Vorteil für das Stader Problem: Eine Lösung ist in Sicht. Die Ritterschaft, die bereits Räume an Staatsanwaltschaft und Gericht vermietet, hat angeboten, auf dem Innenhof des Gebäudekomplexes einen Neubau zu errichten und den zu vermieten. Der Anbau würde zwei bestehende Häuser zudem geschickt verbinden.
Die Räume würden Stelling und Kollegen gern für die Ausbildung von Richtern, Justizfachwirten oder Rechtspflegern nutzen, auch im Hinblick darauf, dass demnächst viele Mitarbeiter in den Ruhestand gehen. Kai Seefried, Landtagsabgeordneter aus Drochtersen, der die Kollegen nach Stade eingeladen hatte, spricht von einer Investition in die Zukunft, um junge Menschen auszubilden und den Standort attraktiv zu halten.
Die Sicherheit in den altehrwürdigen Gebäuden ist ein weiteres großes Thema. Die rotschwarze Koalition in Hannover will sukzessive alle Gerichte mit Eingangskontrollen versehen – quasi wie im Flughafen. Das ist am Standort Stade nur umständlich zu realisieren. Womöglich muss ein neuer Eingang gestaltet werden, der für die Besucher ansprechend und transparent wirkt, aber auch die nötige Sicherheit für die Angestellten bietet. Zudem ist zusätzliches Personal nötig. Die Planung des neuen Eingangsbereiches müsste wohl an Externe, also die freie Wirtschaft, vergeben werden, da das staatliche Baumanagement derzeit durch viele Projekte ausgebucht ist. Auch dafür wollen sich die CDU-Politiker in Hannover einsetzen.
Bei einem Thema können die Politiker nicht helfen: Die Wiederbesetzung der Stelle des Präsidenten am Landgericht können sie nicht beschleunigen, das sei ein offizielles Verfahren. Immerhin: Ende Januar soll die Personalentscheidung gefallen sein. Zuletzt hatte Carl-Heinz Fitting das Amt inne.
Am Landgericht Stade arbeiten 42 haupt- und 134 ehrenamtliche Richterinnen und Richter. 2019 wurden 110 Verfahren eröffnet, 2017 waren es 70. In zweiter Instanz – nach einer angezweifelten Entscheidung am Amtsgericht – gingen 235 Fälle ein. Zudem beschäftigten 255 Beschwerden das Landgericht. 31 oft sehr aufwendige Wirtschaftsstrafverfahren laufen noch, 26 neue gingen ein, 35 wurden 2019 abgeschlossen. Auch der Diesel-Skandal ist in Stade ein Thema: 449 Verfahren von Käufern gegen Autokonzerne wurden 2019 registriert, 2018 waren es 512.