Lohne I Pressebericht der om-online.de vom 04. April 2022

Bei einem Besuch der heimischen CDU-Landtagsabgeordneten Christian Calderone und Dr. Stephan Siemer machte das Kollegium auf Missstände aufmerksam. So sollte der politische Druck erhöht werden.

Das Kollegium der Handelslehranstalten (HLA) Lohne hat die Ungleichbehandlung von Berufsbildenden Schulen kritisiert. Während eines Besuchs der CDU-Landtagsabgeordneten Christian Calderone und Dr. Stephan Siemer im Rahmen der jüngsten Umweltwoche im Landkreis Vechta wiesen die Pädagogen auf verschiedene Probleme im niedersächsischen Schulsystem hin und forderten Verbesserungen ein.

Frank Stach, Abteilungsleiter des Beruflichen Gymnasiums Wirtschaft, berichtete von finanziellen Benachteiligungen. „Ab einer Klassengröße von 22 Schülern pro Klasse erhalten Berufliche Gymnasien das volle Budget an Unterstützung vom Land Niedersachsen. Bei einem Allgemeinbildenden Gymnasium sind dazu lediglich 18 Schüler notwendig.“ Da es an den Handelslehranstalten Lohne in der 13. Jahrgangsstufe zum Teil nur noch 11 Schülerinnen und Schüler gebe, müsse die Berufsschule in der Klasse 11 bis zu 30 Schüler aufnehmen, um die 13. Klasse kostendeckend finanzieren zu können.

Dies sei keine Gleichbehandlung und schmälere die Bildungschancen, befand Stach. Er forderte: „Wir brauchen die gleichen Sollzahlen wie an Allgemeinbildenden Gymnasien.“

Ein weiteres Thema, das insbesondere Sandra Sieve als Abteilungsleiterin der Berufsschule umtrieb, war der Umstand, dass es für die Abschlussprüfungen der Industrie- und Handelskammer (IHK) keine Nachholtermine gibt. Dies sei ein großes Problem. Sie erläuterte: „Wenn ein Schüler die Prüfung nicht mitschreiben kann, aus gesundheitlichen Gründen oder weil er vielleicht in Quarantäne festsitzt, muss er auf die nächste Prüfung warten, die erst 6 Monate später stattfindet.“ So verlängere sich die Ausbildung automatisch um ein halbes Jahr. Dies werfe nicht nur den Zeitplan der Auszubildenden durcheinander, sondern übe weiteren psychischen Druck auf die Prüfungsteilnehmer aus. 

Für die schriftliche Abiturprüfung gebe es immer einen schriftlichen Nachschreibtermin, betonte Sieve. Seit Beginn der Corona-Pandemie sei sogar noch ein weiterer dazugekommen, sodass es insgesamt 3 Termine gebe. Dies sei im Vergleich keine faire Behandlung.

Die Lehrerin gab an, sie habe bereits mit der Industrie- und Handelskammer über die Problematik gesprochen. Diese würde allerdings erst handeln, wenn die Betriebe sich diesbezüglich meldeten. Bislang sei das nicht der Fall gewesen. „Von der schulischen Seite her kann man leider nicht viel machen“, konstatierte Sieve. Sie wünschte sich daher mehr politischen Druck vom Land Niedersachsen auf die IHK und die Betriebe. Für sie stand fest, dass durch den Missstand die Attraktivität der Ausbildung und die Motivation der Schüler sinkt.

Siemer und Calderone teilten nach dem Treffen mit, dass die Anliegen der Lehrerinnen und Lehrer nun auf ihrer Agenda stünden. „Wir werden diese Probleme an die Kollegen vom Kultusausschuss herantragen“, sagte Calderone. Ein Besuch vor Ort sei für solche Themen besonders hilfreich, so der Quakenbrücker, um die Anliegen in Hannover besser voranbringen zu können.

„Schule können wir nur gemeinsam entwickeln. Daher ist es wichtig, an den richtigen Stellen zu arbeiten, um die Motivation der Schüler für ihre berufliche Zukunft aufrechtzuerhalten“, betonte Siemer. Durch die Zusammenarbeit mit Firmen aus der Region und dem starken Fokus auf die Digitalisierung seien die HLA vorbildhaft, sagte der Vechtaer. Die Schule genieße in Hannover einen guten Ruf. 

Bildunterschrift: Trafen sich zum gemeinsamen Austausch: Frank Stach (von links), Christian Calderone, Thomas Evers, Ernst Escher, Sandra Sieve, Dr. Stephan Siemer, Andreas Nuxoll und Michael Scheper. Foto: Bernhardt