Neuenkirchen-Vörden I Pressebericht der Oldenburgischen Volkszeitung vom 09. August 2021, Autor Steffen Oevermann

Auch vor dem Hintergrund des Klimawandels findet nicht nur beim Oldenburgisch-Ostfriesischen Wasserverband (OOWV) seit  geraumer Zeit ein Umdenken statt. Über die zukünftigen Herausforderungen in der Wasserwirtschaft sprachen nun die Abgeordneten der Oldenburger Gruppe der niedersächsischen CDU-Landtagsfraktion auf deren Sommertour mit Vertretern des OOWV im Neuenkirchener Rathaus.

„Momentan dominiert die Mengendiskussion in der Öffentlichkeit“,sagte Egon Harms, Bereichsleiter Grundwassergewinnung und Ressourcenschutz beim OOWV. Sowohl Dürre- als auch Starkregenereignisse treten zunehmend auf. Er beruhigte jedoch die Christdemokraten, dass die Versorgungssituation im Einzugsbereich des OOWV aller Wahrscheinlichkeit nie in Gefahr sein werde. Das vom OOWV gelieferte Trinkwasser stamme aus dem Grundwasser. Daher sei Versorgung weniger von Witterungseinflüssen betroffen als beispielsweise die in Regionen, in denen Trinkwasser vorwiegend aus Talsperren gewonnen wird.

„Jede Grundwasserentnahme ist aber mit einer Absenkung des Grundwasserpegels verbunden“, sagte Harms. Das habe weitreichende Folgen für die Natur. „Es ist genügend Wasser da. Das können wir gar nicht alles leer pumpen. Ob wir es jedoch fördern dürfen oder sollten, ist aber eine ganz andere Sache.“ Diskussionen im Sommer über Wasserknappheit seien daher nicht auf fehlende Ressourcen zurückzuführen, sondern auf die Infrastruktur, die nicht auf selten vorkommende Spitzenlasten ausgelegt sei. Diese werden vor allem auch dadurch ausgelöst, dass das Trinkwasser als Brauchwasser im Sommer beispielsweise zum Rasensprengen im Sommer verwendet werde. Daher sei die lange Zeit auch vom OOWV betriebene Strategie, die Themenbereiche Wasserversorgung und Wasserentnahme getrennt zu betrachten, insbesondere vor dem Hintergrund des Klimawandels „total falsch“. Die Philosophie, Niederschlagswasser etwa durch Flussbegradigungen schnellst möglichst wegzubefördern, sei wenig nachhaltig und wenig zielführend, sagte Hams.

„Wir müssen Niederschlagswasser als Ressource begreifen“, meinte auch der OOWV-Regionalleiter Kay Schönfeld. Es gelte, in diesem Bereich tätig zu werden, um Trinkwasser weniger häufig als Brauchwasser zu verwenden. Bereits jetzt seien die ökologischen Folgen der flächendeckenden sinkenden Grundwasserpegel zu spüren. „Wir müssen sehen, dass wir dieses System durchbrechen und dazu übergehen, Regenwasser zu bewirtschaften“, erklärte Schönfeld weiter. Förderungen von Zisternen, wie sie etwa Neuenkirchen-Vördens Gemeinderat kürzlich beschlossen hat, seien daher der richtige Weg. Die zunehmende Flächenversiegelung und die Trockenlegung ganzer Flächen nehme die Möglichkeit, neues Grundwasser zu bilden.

Egon Harms plädierte dafür, in der Raumplanung die Belange der Wasserwirtschaft mehr zu berücksichtigen. Das sei auf der mittleren und überregionalen Ebene unbedingt erforderlich. „Wir müssen raumplanerisch festlegen, wo es sinnvoll ist Wassergewinnung zu betreiben oder Wasser zu halten.“

Zudem sprach sich der Bereichsleiter dafür aus, die Landwirtschaft bei der Bewältigung künftiger Herausforderungen mit ins Boot zu holen. Er bedauerte in dem Zusammenhang den Vertrauensverlust durch die „unglückliche“ Ausweisung der nitratgefährdeten Gebiete.