Damme I Oldenburgische Volkszeitung vom 21. August 2019
Dr. Josef Wöbkenberg, mit seiner Frau Anke Inhaber des „Gesundheits Centrums“ in Damme, ist in größerer Sorge um die Zukunft der ärztlichen Versorgung auf dem Land. Bei einem Besuch des CDU-Landtagsabgeordneten Christian Calderone und der beiden CDU-Politiker Markus Niehues (Stadtrat) und Bernard Decker (Kreistag Vechta) im „Gesundheits-Centrum“ untermauerte der Mediziner seine große Sorge mit Zahlen.
Eine Umfrage unter rund 13.000 Medizinstudenten habe ergeben dass für 95 Prozent die sogenannte Work-Life-Balance entscheidend bei der Wahl des Arbeitsplatzes ist. Erfreulich sei es, dass heute 42,5 Prozent der zukünftigen Ärzte als Allgemeinmediziner arbeiten wollen. 2014 waren es noch 34,5 Prozent gewesen.
Aber: Nur 4,2 Prozent der befragten Studenten würden sich als Arzt in einer Einzelpraxis niederlassen. 50,6 Prozent strebten ausschließlich eine Tätigkeit in einer Gemeinschaftspraxis an. Der Rest sei noch unentschieden und könne sich eine Tätigkeit sowohl in einer Einzelpraxis als auch in einer Gemeinschaftspraxis vorstellen, erklärte Dr. Wöbkenberg. Zudem gebe es einen Trend unter den jungen Medizinern, nicht mehr selbständig, sondern angestellt arbeiten zu wollen, ergänzte Dr. Hubert Wübbolding, der als Internist in der Praxisgemeinschaft im „Gesundheitswesen-Centrum“ arbeitet. Viele schrecke die Budgetierung ab. Hausärzte müssten immer mehr Leistungen erbringen, bekämen aber nicht alle honoriert. „Die Budgetierung muss weg, zumindest im ländlichen Raum“, forderte Dr. Wöbkenberg in dem Zusammenhang. Ärzte müssten für die Leistungen bezahlt werden, sie sich erbringen. Das sei in jedem anderen Beruf so.
Dass viele angehende Mediziner nicht selbständig arbeiten wollen, erfordert nach Ansicht Dr. Wübboldings neue Strukturen. So sei darüber nachzudenken, wer zum Beispiel in der Zukunft der Arbeitgeber dieser Ärzte sein wird. Denkbar seien da Kommunen ebenso wie Krankenhäuser. Überzeugt sind die beiden Ärzte in dem Zusammenhang davon, dass der Trend auch auf dem Land immer mehr zu Gesundheitszentren gehen wird.
Trotz aller Probleme steht für Dr. Wübbolding fest: Die Patienten sind in Deutschland und auch im Kreis Vechta sehr gut betreut. Gerade im Landkreis gebe es keinen Ärztemangel. Aber in den umliegenden Orten breche die hausärztliche Versorgung durch die Aufgabe von Praxen zusammen. Deshalb stiegen die Patientenzahlen in vielen Praxen im Kreis Vechta. Im „Gesundheits-Centrum“ arbeiten nach Worten Dr. Wöbkenbergs insgesamt 22 Fachärzte in verschiedenen Praxen und Disziplinen, darunter sechs Hausärzte und sieben Internisten. Die Zahl der Beschäftigten beläuft sich auf 220. Etwa 3.500 Menschen suchen das „Gesundheits-Centrum“ jeden Tag auf.