Grafeld I Bersenbrücker Kreisblatt vom 20.09.2015
Mit einem Festakt feierte am Wochenende der Berger Ortsteil Grafeld sein 750-jähriges Bestehen. Musikalische Beiträge, Informationen zur Geschichte und Entwicklung des Ortes sowie Grußworte wechselten sich in einem mit viel Sachkenntnis und Liebe zur Heimat von Ann Oldiges und Klemens Mehmann moderierten Programm ab.
Die Kinder der Grundschule Berge eröffneten den Abend mit einem Lied, bevor Ann Oldiges und Klemens Mehmann die Gäste im Festzelt fast in der Dorfmitte willkommen hießen. Die Schützenkapelle Grafeld ließ volkstümliche Lieder erklingen.
Klemens Mehmann informierte in einem Rückblick über Flurbereinigung, Gebietsreform und Dorferneuerung. Er erinnerte an Molkerei und Warengenossenschaft, an Gaststätten, kleine Textilläden und Gewerbebetriebe.
Mitte des vorigen Jahrhundert seien in der Landwirtschaft mehr und mehr Maschinen eingesetzt worden. Die Kleinteiligkeit der Flächen habe eine Flurbereinigung erforderlich gemacht, die Ende der sechziger Jahre unter Regie von Altbürgermeister Josef Triphaus beschlossen und realisiert worden sei. Dabei sei auch der einzige durch Grafeld führende Bach mit Quellwasser von der Gevermühle verschwunden. Es habe Aussiedlungen und Neuansiedlungen gegeben. Eine der Folgen sei die grundlegende Veränderung der innerörtlichen Struktur gewesen. „Auf dieser Festwiese stand damals der stattliche Hof Sabelhaus“, so Mehmann, um dann auf die Gebietsreform in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts einzugehen.
Bis 1. Juli 1972 habeGrafeld einen Gemeinderat und einen Bürgermeister gehabt, skizzierte Mehmann den Weg in die heutige Samtgemeinde Fürstenau, sowie den Beitritt zur Einheitsgemeinde Berge. „Für uns ist die Gebietsreform eine von Zusammenschlüssen und Fusionen bestimmte, gelebte Realität. Grafeld ist und war in den Räten wirkungsvoll vertreten“, sagte Mehmann, der auch die Dorferneuerung in Grafeld mit Verbesserung der Lebensqualität streifte.
„Herzlichen Glückwunsch zu 750 Jahren gelebter Nachbarschaft, Zusammenhalt und Tatkraft. Von Alters her hat sich Grafeld dem Guten geweiht“, betonte Erster Kreisrat Muhle, auch auf das Grafelder Heimatlied eingehend. Er forderte dazu auf, so weiterzumachen wie in den vergangenen 750 Jahren.
Nach Liedbeiträgen des Cäcilienchors Grafeld ließ Ann Oldiges den Werdegang der Freiwilligen Feuerwehr und ihre Umstrukturierungen sowie die Gründung des Fördervereins Revue passieren. Die Arbeit der Plattdeutsch-AG in der Grundschule erläuterte Klemens Mehmann. Im Laufe des Festaktes zeigten dann auch Luis und Marie, zwei Grafelder Kinder, wie gut sie die althergebrachte Mundart beherrschen.
Auch die Geschichte der noch verhältnismäßig jungen Kirche Herz Jesu, im Jahr 1900 fertiggestellt, wurde dargestellt. Bis Ende des 19. Jahrhunderts gehörten die Grafelder der Kirchengemeinde Berge an. Der Baerger Kerkweg mit dem auf 1831 datierten Bildstock erinnerte noch daran. Im Frühjahr 1902 wurde mit dem Bau einer Vikarei begonnen. 1910 wurde die Kirchengemeinde eigene Pfarrei. Klemens Mehmann erinnerte an Baudaten und Geistliche in Grafeld bis hin zum Zusammenschluss zur Pfarreingemeinschaft. So war es selbstverständlich, dass auch Pfarrer Hubert Schütte gratulierte.
Im Anschluss rief Ann Oldiges den Bundestagsabgeordneten André Berghegger, den Landtagsabgeordneten Christian Calderone und Samtgemeindebürgermeister Benno Trütken auf die Bühne, um sie zu fragen: „Was zeichnet Grafeld in Ihren Augen aus“?
„Diese funktionierende Ortsgemeinschaft ist schon etwas besonders“, betonte Berghegger, der auch auf die Schule und das Moor einging und das Motto „Miteinander füreinander“ hervorhob. Christian Calderone betonte, Grafeld sei seit 750 Jahren und auch für die nächsten 750 Jahre eine starke und wehrhafte Gemeinschaft.
„Ich finde es besonders schön, wenn ein so historisches Ereignis mit der Zukunft anfängt“, sagte Benno Trütken im Rückblick auf den Auftritt der Grundschulkinder zu Beginn des Festaktes. Bürgermeister Volker Brand ging auf Tradition und die in Grafeld herrschende Geselligkeit ein. Bereits die ersten Siedler hätten sich für einen Ort entschieden, an dem es sich zu leben lohne. „Und dies ist auch noch heute so“, so der Bürgermeister.
Über die Schulgeschichte informierte Ann Oldiges; auf die Zeit des Nationalsozialismus ging Klemens Mehmann ein. Er machte deutlich, dass die Nationalsozialisten in Grafeld trotz aller Bemühungen des Berger Ortsgruppenleiters Ludwig Maus keine Chance gehabt hätten. Noch 1933 hätten 84 Prozent der Grafelder für das Zentrum gestimmt. „Separatistische Verbrecher verstanden es, Grafeld dem neuen Deutschland fernzuhalten“, habe es 1937 auf einem Flugblattgeheißen. Daraufhin sei das am Ortsausgang in Richtung Berge angebrachte Schild „Von hier nach Deutschland fünf Kilometer“ entstanden. Diese unbeugsame Haltung habe sich am Ende des Krieges bezahlt gemacht. Grafeld sei nicht zerstört worden.
Nach Informationen zu Brauchtum und Geschichte ging der Festakt mit einem weiteren Beitrag der Schützenkapelle und dem Grußwort der Grafelder Vereine vorgetragen von Ralf Stolte, sowie einem Dankeschön von Wilfried Schröer zu Ende. Abschließend sangen Grafelder und Gäste gemeinsam das Grafelder Heimatlied.