Neuenkirchen I Pressemitteilung vom 29. Oktober 2020
Wie sieht eine zuverlässige notärztliche Versorgung in der Samtgemeinde Neuenkirchen zukünftig aus? Mit dieser Frage hat sich die CDU-Samtgemeindefraktion Neuenkirchen mit 35 interessierten Bürgerinnen und Bürgern in einem Dialoggespräch mit dem Notarzt Dr. Andreas Atzeni aus Bramsche auseinandergesetzt.
Die Samtgemeinde wird nach Aussage von Dr. Atzeni von zwei Rettungswachen an den Standorten Ankum und Bramsche notärztlich abgedeckt. In den Krankenhäusern Ankum und Bramsche wird die Notarztversorgung durch die Niels-Stensen-Kliniken (NSK) wahrgenommen. Jedoch verzeichnen die Standorte in den letzten Jahren durchaus auch Abmeldungen: Der Notarzt an dem Standort steht dann nicht zur Verfügung – aus strukturellen und personellen Gründen. Seit August 2019 koordiniert Dr Atzeni zunächst eigenständig, seit Dezember 2019 nach Absprache mit den NSK den Notarztdienstplan für den Standort Bramsche.
Bereits seit 2015 ist Montag bis Donnertag ab 19:00 Uhr sowie sonntags ab 23:00 Uhr für die Nachtstunden am Standort Bramsche im Bedarfsplan kein Notarzt vorgesehen, weil nicht genügend Ärzte zur Verfügung stehen. Wenn dann auch der Standorte Ankum abgemeldet ist, müsse das „Christliche Krankenhaus Quakenbrück“ sein Einsatzgebiet ausdehnen. Alternative ist das Einfliegen von Notärzten durch einen Rettungshubschrauber, wie es im September 2020 in der Samtgemeinde Neuenkirchen bereits zwei Mal passiert sei. „Die Anfahrtszeiten verlängern sich dadurch enorm.“
Die Rettungswache in Bramsche versorgt aktuell 62.000 Einwohner (lt. Bedarfsplan 2020, lt Bedarfsplan 2018 waren es noch 67.000) und bedient dabei trotz reduzierter Vorhaltung ca. 100 Rettungseinsätze monatlich. Funktionell versorgt der Standort Bramsche durch das regelmässige Abmelden des Notarztes in Ankum deutlich mehr Einwohner. Dabei ist zu berücksichtigen, dass nur Freitags und Samstags ganztägig ein Notarzt auf der Rettungswache in Bramsche zur Verfügung steht.
Dr. Atzeni appelliert an die Politik, eine Lösung zu erarbeiten: „Die Praxis zeigt gerade, dass sich die Notarztbereitschaft auch weitgehend ohne Krankenhausärzte aufrechterhalten lässt.“ Dies gelinge, da Dr. Atzeni über ein Netzwerk verfüge, mit dem er höchstqualifizierte Ärzte für die Dienste bereitsellen könne.
„Es ist denkbar, mit diesem System die nächtliche Präsenz in Bramsche wieder auszuweiten“, sagt Dr. Atzeni. Der Landkreis müsse sich nur dazu durchringen das Experiment, welches bereits seit 25 Jahren im Kreis Paderborn erfolgreich praktiziert wird, zu wagen. Um dem Ganzen auch einen offiziellen Charakter zu geben, wurde der Verein für präklinische Notfallmedizin gegründet. Dieser verfolgt der neben der Gestellung der Notärzte am Standort Bramsche auch das Ziel, die Rettungskette durch flächendeckende Implementation der Laienreanimation zu stärken, um die Erfolgschancen bei einem Herzstillstand zu verbessern. Dieses sei primär eine gesellschaftliche Aufgabe und insbesondere in einem Bundesland mit einer der längsten Hilfsfristen von Bedeutung.
Kreistagsabgeordneter Bernward Abing (CDU) bestätigt, dass die CDU des Öfteren bereits die Frage der notärztlichen Versorgung angesprochen hat. Nun müsste die Kreisverwaltung eine Lösung finden und Engpässe beseitigen.
Landtagsabgeordneter Christian Calderone (CDU) erklärte, dass das Problem der Abmeldung von Notarztstandorten nicht nur am Bramscher Kraknehaus auftrete, sondern im gesamten Landkreis vorkomme. Es müsse deshalb eine Gesamtlösung gefunden werden, um die Notarztversorgung im gesamten Landkreis Osnabrück aus Dauer sicherzustellen.
Dr. Konrad Schneider-Grabenschröer, Hausarzt aus Neuenkirchen, sieht ein Problem auch darin, dass die hausärztliche Notfallversorgung durch die letzte Reform fasst zum Erliegen gekommen ist. Es könne nicht sein, dass die hausärztliche Notrufnummer 116 117 über ein Call-center in Duisburg betreut wird und nicht über die Rettungsleitstellen vor Ort. In der Rettungsleitstelle in Osnabrück, sitzen im Gegensatz zum Call-Center in Duisburg, qualifizierte Rettungssanitäter, welche im Notfall bereits Hilfestellungen leisten können. Man müsse deshalb dazu kommen, dass der hausärztliche Notruf auch über die regionalen Rettungsleitstellen betreut werde.