Bersenbrück I Bersenbrücker Kreisblatt vom 12. April 2017
Ein bisschen Wehmut kam auf bei der Jahreshauptversammlung der Jägerschaft Bersenbrück, denn es war die letzte im Bersenbrücker Hotel Hengeholt-Heuer. Die Jägerschaft Bersenbrück hatte zu ihrer Jahreshauptversammlung und Hegeschau wie schon seit Jahrzehnten in den Saal des Hotels Hengeholt-Heuer geladen, und wie immer war der Saal voll. Es sollte die letzte Versammlung in diesem für die Jäger so traditionellen Raum sein, denn das Hotel wird im nächsten Jahr geschlossen.
Eine Jägerschaft stellt eine traditionsbewusste Gesellschaft dar. Dazu gehört auch die Trophäenschau, die in diesem Jahr zum letzten Mal nach über 40 Jahren von Hellmut Kröger und seinen Helfern optimal zusammengestellt wurde. Schon eine Stunde vor der eigentlichen Jahreshauptversammlung drängten sich die Jäger zur Besichtigung vor der Trophäenwand, an der 100 Damhirschgeweihe und 670 Rehgehörne präsentiert wurden.
Nach der Begrüßung durch den Vorsitzenden Thomas Lammerding ergriffen zunächst die Ehrengäste das Wort. Der CDU-Bundestagsabgeordnete Andre Berghegger wies auf den großen Anteil der Jägerschaft in der Region und in der Gesellschaft hin. Der CDU-Landtagsabgeordnete Christian Calderone streifte auch die in Hannover anhängige Novelle zum Jagdgesetz. Landrat Michael Lübbersmann freute sich über die angenehme Zusammenarbeit und betonte, dass Probleme im Austausch gelöst werden sollen. Allerdings stehen auch noch einige Themen zur Klärung an.
Annette Specht, Geschäftsführerin der Grünen-Kreistagsfraktion, legte besonderen Wert auf mehr Grün- und Wegrandstreifen im Nordkreis, erwähnte aber auch, dass die Grünen mehr Handlungsbedarf beim Thema „Wolf“ sehen.
Im Jahresbericht wies Thomas Lammerding darauf hin, dass es bereits „Fünf vor Zwölf“ beim Rückgang der Niederwildbestände und dem Artenrückgang ganz allgemein sei. Er erwähnte ebenso positive Tendenzen wie der Anlage von Grünstreifen, gesponsert durch den Landkreis und die Kreissparkasse, und guten Erfahrungen bei einem Gedankenaustausch unter Kollegen am Dümmer. Sein Dank galt außerdem den Unterstützern bei der Anschaffung eines neuen Informationsmobils.
Bevor Kreisjägermeister Martin Meyer Lührmann den Streckenbericht vorstellte, hob er hervor, dass in der Zusammenarbeit zwischen der Jägerschaft und dem Landkreis nichts zu bemängeln sei. Wie der Kreisjägermeister berichtete, sei der Schwarzwildbestand angestiegen. Beim Damwild gebe es mehr weibliche Tiere, doch man habe die Population im Griff. Den Bestand des Rehwilds beurteilte Meyer Lührmann als „konstant bis leicht angestiegen.“ Beim Niederwild sei jedoch ein drastischer Rückgang zu verzeichnen. Gerade der Kaninchenbestand sei deutlich abgefallen. Während die Entwicklung bei Dachs und Marder konstant sowie bei Waschbär und Marderhund auf niedrigem Niveau ansteigend sei, verwies der Kreisjägermeister auf den deutlichen Anstieg bei der Fuchspopulation und der sehr starken Zunahme der Nutria. Gerade die Probleme, die die vielen Nutrias verursachen, seien ein Thema für die Politik. Die Nager sollten intensiv bejagt werden, so Meyer Lührmann. Beim Thema Wolf gebe es noch viel Überzeugungsarbeit gegen die Romantisierung zu leisten. Steil angestiegen sei der Gänsebestand, der noch mehr Potenzial nach oben habe. „Was ist in der Landschaft los?“, lautete Meyer Lührmanns Schlussbetrachtung.
Als neuer Kassierer wurden Klaus Overbeck und als neuer Kassenprüfer Peter Wille einstimmig gewählt.
Ein besonderer Punkt der Tagesordnung war der Vortrag von Stephan Johanshon, Geschäftsführer der Landesjägerschaft Niedersachsen, zu „Allgemeinen jagdpolitischen Themen aus der Landesjägerschaft Niedersachsen“. Verständlich, dass dabei die Themen Novellierung des Jagdgesetzes mit den drei Reizthemen Schallminderer, bleifreie Munition und Schießnachweise ebenso im Mittelpunkt standen wie das Dauerthema Wolf und die Nutriaprobleme. Trotz aller anstehenden manchmal nicht ganz einfachen Themen gab es vom Spitzenverband Lob für die Jägerschaft Bersenbrück. Bei der Wildtierbefragung liegen die Bersenbücker Jäger bei vorbildlichen 95 Prozent, während Niedersachsen gesamt auf 80 Prozent kommt.
Trophäenauszeichnungen erhielten Gerd Schäfer aus Badbergen; Georg Ratte aus Bockraden und Gerd Römker aus Rulle.