Sögeln [Bramscher Nachrichten vom 26. Oktober 2012]

Ortstermin im Blühstreifen am Rande eines Maisfeldes: Jäger und Landwirt Hermann Hasemann, CDU-Landtagskandidat Christian Calderone, Jägermeister Martin Meyer Lührmann, CDU-Landtagsabgeordneter Clemens Lammerskitten, Vorsitzender der Kreisjägerschaft Thomas Lammerding, Leiter des Hegerings Bramsche Arndt Eggelmeyer, Landwirt Jan-Gerd Bührmann und Ausschussvorsitzender Clemens Große Macke (von links). Foto: Julia Kuhlmann

Ortstermin im Blühstreifen am Rande eines Maisfeldes: Jäger und Landwirt Hermann Hasemann, CDU-Landtagskandidat Christian Calderone, Jägermeister Martin Meyer Lührmann, CDU-Landtagsabgeordneter Clemens Lammerskitten, Vorsitzender der Kreisjägerschaft Thomas Lammerding, Leiter des Hegerings Bramsche Arndt Eggelmeyer, Landwirt Jan-Gerd Bührmann und Ausschussvorsitzender Clemens Große Macke (von links). Foto: Julia Kuhlmann

Um Veränderungen in der Landwirtschaft ging es bei einem Arbeitstreffen von CDU-Politikern, Landwirten, Jägern und Martin Meyer Lührmann, Jägermeister des Altkreises Bersenbrück, auf dem Hof Hasemann in Sögeln. Von zentralem Interesse waren dabei Blühstreifen als Maßnahmen zum Erhalt der frei lebenden Tierwelt.

Am Arbeitstreffen nahm neben dem CDU-Landtagsabgeordneten Clemens Lammerskitten und dem CDU-Landtagskandidaten Christian Calderone auch Clemens Große Macke, Vorsitzender des Landwirtschaftsausschusses im Niedersächsischen Landtag, teil.

Mit offenen Worten diskutierten die versammelten Landwirte, Jäger und Politiker sowie Jägermeister Meyer Lührmann über Maßnahmen eines gedeihlichen Miteinanders von Landwirtschaft und frei lebenden Tieren. Die freie landwirtschaftlich genutzte Landschaft habe sich in den vergangenen zehn Jahren infolge der immer intensiveren Bewirtschaftung grundlegend geändert, sagte Meyer Lührmann. Der Artenrückgang sei dramatisch. Selbst robuste Arten wie der Fasan hätten erhebliche Probleme.

Innerhalb der durch die Jägerschaft Bersenbrück betreuten Flächen seien die Fasanenbesätze um 60 Prozent eingebrochen. Noch alarmierender sei die Situation beim Rebhuhn, Kiebitz und Brachvogel. Für die Insektenwelt könne noch gar keine Aussage getroffen werden.

Meyer Lührmann begann sein Plädoyer für die Schaffung sogenannter Blühstreifen als Rückzugsräume für frei lebende Tiere mit einem Bekenntnis der Jägerschaft Bersenbrück zur Landwirtschaft. „Wir kennen die hohen Investitionen, die Landwirte auf sich nehmen“, sagte er. „Positiv begleiten“ wolle die Jägerschaft die Entwicklungen in der Landwirtschaft, indem man mit den Landwirten und den Lohnunternehmern über „angepasste Formen der Bewirtschaftung“ diskutiere.

Die heute verwendeten Mähwerke stellten an Größe und Geschwindigkeit alles bisher da Gewesene in den Schatten. Nach Meinung der Jägerschaft solle es zum verpflichtenden Standard werden, grundsätzlich von innen nach außen zu mähen, um den Tieren die Flucht zu ermöglichen.

„Die Tierwelt benötigt Rückzugsräume, sonst haben wir eine tierlose Landschaft“, sagte er. Blühstreifen an Feld- und Wegrändern seien eine geeignete und zudem von der Bevölkerung sehr begrüßte Möglichkeit, die eintönige Landbewirtschaftung aufzulockern. Sie seien eine Aufwertung der Landschaft.

„Wir alle ziehen an einem Strang und sind uns im Ziel einig“, sagte Clemens Große Macke dazu. In der Frage, wie der Weg dorthin führen solle, gingen die Ansichten zwischen Freiwilligkeit und der Regelung durch den Staat auseinander, sagte der Vorsitzende des Landwirtschaftsausschusses im Niedersächsischen Landtag. Er setze auf „Freiwilligkeit, Bewusstseinsbildung und Aufklärung“. Landwirte, Jäger und Imker müssten eine Allianz bilden und die Blühstreifen schaffen.

Bei einer Exkursion über Sögelner Gebiet besichtigte die Gruppe mehrere Beispiele, bei denen Landwirte dafür gesorgt haben, dass frei lebende Tiere eine Lebensgrundlage finden. So zeigte Hermann Hasemann eine Fläche von circa einem Hektar, in deren Mitte sich ein Moorgebiet mit Weiden befindet. Hasemann erklärte, es handele sich um eine Initiative der Jägerschaft Sögeln. Die Fläche sei als Naturdenkmal anerkannt. Sie werde nicht genutzt oder gedüngt, müsse aber ein bisschen gepflegt werden. Sie werde einmal im Jahr gemäht.

Landwirt Jan-Gerd Bührmann zeigte unter anderem eine 7,5 Hektar große Fläche, an deren Rand ein großer Blühstreifen den Tieren auch im Winter Deckung bietet.

Meyer Lührmann kündigte an, dass die Jägerschaft Bersenbrück zusammen mit dem Landkreis in diesem Jahr über 10000 Euro für die Beschaffung von Saatgut für Blühstreifen zur Verfügung stellen werde. Die Jäger vor Ort böten sogar an, die Einsaat zu übernehmen.

Über die sogenannte GAK-Förderung (Gemeinschaftsaufgabe Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes), so fordert die Jägerschaft, solle die Politik die Rahmenbedingungen für die unkomplizierte Anlage von Blühstreifen schaffen. Auch gebe es in der freien Landschaft eine Vielzahl von öffentlichen Wegen, die viel breiter seien, als sie sich derzeit darstellten. Aus Gründen des Naturschutzes schlagen die Jäger vor, diese Ränder von tatsächlich genutzten Wegen für die Natur zurückzugewinnen.

Über den Sinn der geforderten Blühstreifen und anderen Naturschutzmaßnahmen an Feld- und Wegrändern gab es auch bei den Gästen aus der Politik keine zwei Meinungen. Clemens Große Macke ließ aber auch keinen Zweifel daran, dass er staatliche Regelungen zur Schaffung dieser Naturschutzmaßnahmen nicht favorisiert. Das müsse auf Freiwilligkeit basieren, begünstigt durch Verwaltungsvereinfachung. „Fünf-Jahresprogramme macht doch keiner gerne mit“, plädierte er dafür, Anreize zu schaffen „ohne ein starres Korsett“.