Quakenbrück I Pressebericht vom 13. Mai 2020 aus dem Bersenbrücker Kreisblatt (Autor und Fotograf: Christian Geers)

Wird die Bahnunterführung für Radler und Fußgänger in der Hasestraße zugunsten eines ebenerdigen Bahnübergangs zugeschüttet? Oder ist es klüger, den bestehenden Tunnel zu modernisieren? Die Antwort auf diese Fragen will der Quakenbrücker Stadtrat in den kommenden Monaten finden.

Einstimmig haben die Ratsmitglieder in ihrer Sitzung am Montagabend beschlossen, einen interfraktionellen Arbeitskreis zu gründen. Seine Aufgabe: Er soll die verschiedenen Möglichkeiten der Bahnquerung in der Hasestraße (Tunnel, Brücke, ebenerdiger Übergang) vergleichend untersuchen und dem Rat einen Realisierungsvorschlag vorlegen.

Dem Gremium, das dem Ausschuss für Planen und Bauen zuarbeiten wird, sollen je zwei Vertreter von SPD und CDU sowie je ein Vertreter von FDP, Bündnis 90/Die Grünen und  Linke angehören. Diesen Vorschlag hatte zuvor SPD-Fraktionsvorsitzender Thomas Fisse unterbreitet – und damit den ursprünglichen Antrag der Sozialdemokraten, den sie im August 2019 eingereicht hatten, abgewandelt. Noch im Februar hatte er in der Sitzung des Ausschusses für Planen und Bauen gefordert, ein Ingenieurbüro mit dieser vergleichenden Untersuchung zu beauftragen. Experten sollten herauszufinden, wie der vor 40 Jahren gebaute Fahrrad- und Fußgängertunnel „heller, moderner, attraktiver und angenehmer gemacht werden kann“. Am Ende sollten Vor- und Nachteile sowie die Kosten einer ebenerdigen Bahnquerung denen des zu modernisierenden Tunnels gegenübergestellt werden.

Anhand der Expertise sollte der Rat dann entscheiden. Doch mit diesem Antrag war die SPD gescheitert. Den Vergleich möglicher Alternativen soll nach dem Willen der SPD nun der interfraktionelle Arbeitskreis erarbeiten. „Wir haben gemerkt, dass es Widerstand in den anderen Fraktionen gab, weil es Geld kostet, ein Ingenieurbüro zu beauftragen“, sagte Fisse und ließ durchblicken, dass sich seine Fraktion kompromissbereit zeige. Anstelle eines Fachbüros setzt er auf die Fachleute im Rathaus. „Die können wir zurate ziehen, sie können uns bei der Entscheidungsfindung helfen.“

Vor der Abstimmung stellte Bürgermeister Matthias Brüggemann (CDU) klar, um welche Entscheidung es gehe. Die Deutsche Bahn AG habe signalisiert, dass die von der Stadt Quakenbrück gewünschten höhengleichen Bahnquerungen für Radler und Fußgänger in Höhe der Hasestraße anstelle der Unterführung und weiter südlich in der Nähe des Funkturms „technisch möglich und genehmigungsfähig sind“. Aufgabe des Arbeitskreises sei, eine Entscheidung vorzubereiten, was an der Hasestraße geschehen solle. Der Stadtrat müsse sich für eine Variante entscheiden und mit dieser beim Eisenbahn-Bundesamt vorstellig werden, das für die Genehmigung zuständig sei.

„Es gibt noch viele Fragen zu klären“, stellte Bob Giddens (SPD) fest. Er wünschte sich, dass der Rat in der Frage, ob es in der Hasestraße beim Tunnel bleibe oder dieser einer ebenerdigen Bahnüberquerung weiche, „zu einem Konsens findet“. Es sei richtig, miteinander nach dem besten Weg zu suchen und auch zu beachten, „was wir uns leisten können und was nicht“.

„Es ist richtig gut, dass wir überhaupt so weit sind“, stellte Christian Calderone (CDU) fest. Der CDU-Fraktionsvorsitzende bezog sich damit auf die inzwischen vorliegende Mitteilung der Deutschen Bahn, wonach zwei ebenerdige Bahnquerungen technisch möglich seien. „Das ist ein Riesenthema für Quakenbrück.“ Der Stadtrat sei nun an einer Stelle angekommen, „an der wir darüber nun ein bisschen konkreter reden können“. Der interfraktionelle Arbeitskreis könne die Vielzahl der Meinungen zu Tunnel und höhengleichem Bahnübergang in Rat und Stadtgesellschaft kanalisieren. „Es geht schließlich um eine Jahrhundert-Entscheidung für Quakenbrück.“ Diese zu treffen sei Sache des Stadtrates.

Kommentar von Christian Geers (c.geers@noz.de):

Keine leichte Entscheidung

Die Entscheidung des Quakenbrücker Rates, einen Arbeitskreis zu gründen, der sich mit der Zukunft der Bahnunterführung in der Hasestraße beschäftigt, ist weder ein Zeichen von Planlosigkeit noch von Schwäche.

Im Gegenteil: Es zeugt von Verantwortung, dass alle Fraktionen in den vergangenen Wochen noch einmal gründlich nachgedacht haben und keine voreilige Entscheidung treffen wollen. Das sah im Februar noch anders aus, als die SPD mit dem Wunsch nach einer vergleichenden Untersuchung ganz alleine dastand. Damals schien es so, als ob CDU, FDP und Grüne den ungeliebten Fußgängertunnel nach dem positiven Votum der Bahn lieber heute als morgen zuschütten und durch einen ebenerdigen Bahnübergang ersetzen lassen würden.

Doch so einfach ist die Entscheidung nicht. Es gilt, eine Vielzahl von Argumenten abzuwägen: die Vorzüge einer sicheren Unterquerung oder die Kosten für eine Tunnel-Modernisierung im Vergleich zum Bau einer ebenerdigen Querung. Nur nebenbei: Der Bau einer Brücke dagegen ist nicht mehr als eine Träumerei. Es ist also nicht übertrieben, wenn Ratsherr Christian Calderone von einer „Jahrhundert-Entscheidung“ spricht. Solche wollen wohl überlegt sein – gerne auch in einem Arbeitskreis.

Bildunterschrift: Bisher nutzen Fußgänger und Radfahrer den vor 40 Jahren gebauten Tunnel, um die Bahnlinie Osnabrück–Oldenburg zu unterqueren. Der Stadtrat Quakenbrück muss entscheiden, ob ermodernisiert oder in einen höhengleichen Bahnübergang umgebaut werden soll.