Osnabrück I Pressebericht der Neuen Osnabrücker Zeitung vom 04. Januar 2022, Autor: Jean-Charles Fays

Die Osnabrücker 7-Tage-Inzidenz stürzte am Sonntag auf 113 ab und explodierte gestern auf 186. So gab es das RKI an, weil das Land Niedersachsen die Zahlen nicht weitergeleitet hatte. Daran entzündet sich nun massive Kritik. 


Das Niedersächsische Landesgesundheitsamt (NLGA) hatte im Vorfeld angekündigt, die ersten Daten nach Silvester erst wieder im Laufe des Sonntags ans Robert-Koch-Institut (RKI) zu übermitteln. Dabei lagen der Landesbehörde die Corona-Fallzahlen des Osnabrücker Gesundheitsdienstes und der anderen niedersächsischen Gesundheitsämter auch an Silvester und Neujahr vor. Das NLGA hatte es nicht für nötig befunden, die Zahl der Neuinfizierten ans RKI weiterzuleiten.


Daher wurden sie auf der Überblicksseite des Robert-Koch-Instituts (RKI), dem Covid-19-Dashboard, auch nicht abgebildet. Das Dashboard wies vom 31. Dezember bis zum 2. Januar keine einzige Neuinfektion in der Region Osnabrück aus, und die 7-Tage-Inzidenz rutschte unabhängig davon, wie sich das Infektionsgeschehen unter dem Einfluss der Omikron-Variante wirklich entwickelte, in den Keller.
Erst als die Daten Berücksichtigung fanden, die das NLGA am Sonntag gebündelt übermittelt hatte, schoss die beim RKI ausgewiesene Inzidenz für Stadt und Landkreis Osnabrück wieder in die Höhe. In der Stadt betrug der Wert gestern auf einmal 186, im Landkreis 171. Damit war die 7-Tage-Inzidenz auch deutlich höher als noch am 30. Dezember. Damals hatte der Wert bei 132 in der Stadt und bei 138 im Landkreis gelegen. In Wirklichkeit war das Infektionsgeschehen über den Jahreswechsel somit nicht gesunken, sondern gestiegen.


In der späten Übermittlung der Daten sah die Landesbehörde jedoch kein Problem: Die Meldezahlen seien an diesen Tagen ohnehin weniger belastbar, da weniger Arztkontakte stattfänden und weniger Laboruntersuchungen durchgeführt würden, hatte Behördensprecher Holger Scharlach auf Anfrage unserer Redaktion argumentiert. Daher hielt es das NLGA auch nicht für erforderlich, die vorliegenden Daten der Gesundheitsämter in Niedersachsen am 31. Dezember und am 1. Januar ans RKI zu senden.

„Das ist für mich schwer verständlich, schwer nachvollziehbar und nicht erklärlich“, kommentierte der CDU-Landtagsabgeordnete und Chef der CDU im Landkreis Osnabrück, Christian Calderone, die späte Übermittlung der Corona-Fallzahlen. Es könne nicht sein, dass auch zwei Jahre nach der Pandemie die Inzidenzzahlen an Sonn- und Feiertagen „laufend niedriger sind als in der Restwoche, weil offensichtlich kommunale und Landesgesundheitsämter nicht in der Lage sind, auch an diesen Tagen durchgehend zu arbeiten“.


Der Gesundheitsdienst für Landkreis und Stadt Osnabrück hatte die Daten jedoch jederzeit und durchgehend gemeldet. Der Meldeweg sieht aber vor, dass die Zahlen vom zuständigen Gesundheitsamt an die Landesbehörde – also das Niedersächsische Gesundheitsamt (NLGA) – gesendet werden, um von dort an das RKI übermittelt zu werden. Und an dieser Stelle war der Prozess ins Stocken geraten.
Der Quakenbrücker Landtagsabgeordnete betonte: „Genauso wie wir von Polizei, Rettungsdienst, Feuerwehr, Krankenhäusern und vielen anderen Bereichen als Gesellschaft Wochenend- und Feiertagsarbeit erwarten und auch brauchen, sollte dieses in diesen Pandemiezeiten auch für die Gesundheitsämter gelten.“ Das Land müsse dabei mit dem Landesgesundheitsamt natürlich mit gutem Beispiel vorangehen. Calderone stellte heraus, die Bürger und Steuerzahler könnten das in Zeiten wie diesen in besonderer Weise auch von den Gesundheitsämtern verlangen.


Auch der gesundheitspolitische Sprecher der CDU im Landtag, Volker Meyer, konstatiert: „Es war sicherlich das falsche Signal, an so sensiblen Tagen wie Silvester und Neujahr, wo die Menschen natürlich an der Entwicklung der Fallzahlen und der Inzidenzen interessiert waren, keine Daten ans RKI weiterzuleiten.“ Er will sich nun im Sozialausschuss des Landtags dafür starkmachen, dass die Landesbehörde die Corona-Zahlen künftig auch an Feiertagen ans RKI weiterleitet.
Der Christdemokrat betont: „Angesichts der aktuellen Warnungen vor der rasanten Ausbreitung der Omikron-Variante kann die Bevölkerung erwarten, dass auch vom Landesgesundheitsamt die eingehenden Daten weitergeleitet werden.“