Bersenbrück I Bersenbrücker Kreisblatt vom 21. Mai 2013

Von den 3000 Teilnehmern des ersten Greifenhagenertreffens vor 50 Jahren in Bersenbrück sind nur wenige Dutzend übrig geblieben. Doch das Trauma über den Verlust der Heimat sitzt unter den Pommernvertriebenen immer noch so tief wie damals.
Am Pfingstwochenende feierte Bersenbrück das Jubiläumstreffen mit vielen Veranstaltungen. In einer Andacht zum Auftakt eines Festaktes forderte der aus Pommern stammende Pastor Karl-Heinz Kuhlmann, die Erinnerung an die Vertreibung gehöre „in die nationale Erinnerung, in die Mitte der Gesellschaft“. Diesem Zweck solle das Vertriebenenzentrum in Berlin dienen. Selbst der streitbare Denker Jan Józef Lipski werfe seinen Landsleuten vor, sie belögen sich, wenn sie ignorierten, dass sie Deutsche aus ihren angestammten Gebieten vertrieben hätten.

Der Schmerz des Verlustes sei immer noch spürbar, sagt Günther Drewitz vom Heimatkreis Greifenhagen. „Wir leben in der Erinnerung.“ Er sei „kein Rechter, sondern ein Aufrechter“, wenn er ausschließlich deutsche Namen für polnische Ortschaften verwende.
Hans-Gert Pöttering ist mit Vertriebenen in Bersenbrück aufgewachsen, er trifft ihren Ton auch dann, wenn er ihre Ansichten nicht unbedingt teilt. „Ich bin stolz darauf, den Weg der Versöhnung mitgestaltet zu haben“, erklärt der Europapolitiker. Auch die neuen Bewohner der ehemaligen deutschen Ostgebiete seien Vertriebene, die aus polnischen Gebieten stammen, die heute zur Ukraine gehören.
Landrat Michael Lübbersmann erklärt, die Vertriebenen hätten „eine Brücke gebaut“, die zu einer Verbindung von Deutschen und Polen geführt habe.
In der Tat gibt es mittlerweile eine Partnerschaft zwischen Bersenbrück und der polnischen Stadt Gryfino. Doch nach hoffnungsvollen Anfängen bleiben die Gryfinianer seit Jahren schon den Pommerntreffen fern. Die einzige polnische Vertreterin in Bersenbrück kommt aus Banie (Bahn). Sie enthält sich jeglichen Kommentars, wünscht lediglich frohe Festtage.
„Friede und Partnerschaft verlangen Anstrengung“, sagt der Landtagsabgeordnete und CDU-Kreisvorsitzende Christian Calderone.