Neuenkirchen-Vörden I Pressebericht der Oldenburger Volkszeitung vom 02. September 2021, Autor und Foto von Steffen Oevermann, Follow-Link: https://www.om-online.de/om/xxxx

Die Zahl der Alkoholkranken und der Glücksspielsüchtigen hat während der Corona-Pandemie deutlich zugenommen. Besonders die Online-Spielsucht sei während des Lockdowns ein wachsendes Phänomen gewesen, erklärten jetzt Dr. Thomas W. Heinz, Ärztlicher Direktor und Geschäftsführer der Fachklinik St. Marienstift sowie Diplom-Psychologe Ralf Nebe bei einem Besuch des Landtagsgeordneten Christian Calderone (CDU).

Nicht nur die Online-Spielsucht habe laut Heinz deutlich zugenommen. Dies gelte generell für den Konsum von Online-Medien, wie etwa auch der Online-Pornografie. „Durch die Schließung der Spielhallen fiel die ohnehin schon geringe Selbstkontrolle ganz weg“, begründete der Klinik-Direktor. Weil die Betroffenen unbeobachtet und anonym im Internet unterwegs seien und ohne soziale Kontrolle spielten, mache das virtuelle Glücksspiel besonders leicht abhängig. 

Diplom-Psychologe Nebe kritisierte in diesem Zusammen- hang den neu gefassten Glücksspielstaatsvertrag, der das Online-Glücksspiel zum 1. Juli dieses Jahres legalisiert hat. „Das ist besonders kontraproduktiv“, bemängelte Nebe. Ebenfalls zugenommen habe der Konsum von Alkohol. Auch hier habe der Wegfall der sozialen Kontrolle zu einem deutlichen Anstieg geführt. Unabhängig von Corona treten Suchtproblematiken in den letzten Jahren wesentlich vielschichtiger auf, betonte Nebe. Einzelne Süchte ließen sich nicht voneinander trennen. 

Klinikchef Heinz plädierte dafür, den Umgang mit psychisch Erkrankten zu verbessern. „Diesen Stimmen müssen wir mehr Gewicht geben“, forderte der Ärztliche Direktor. Auswirkungen der Pandemie seien in der Suchthilfe deutlich zu spüren. „Das Auffangnetz im Bundesgebiet hat wesentlich mehr Löcher bekommen“, warnte Heinz. Er stellte eine eklatante Verschlechterung der Unterstützungsangebote fest, welche jedoch in dem Ausmaß nicht auf die Situation vor Ort zutreffen würde. Diese bewertete er trotz aller pandemiebedingten Schwierigkeiten weiterhin als gut. 

Wie umfassend das Hygienekonzept im Marienstift ist, stellten der Landtagsabgeordnete Calderone und seine CDU-Delegation, bestehend aus dem stellvertretenden Landrat Friedhelm Biestmann und dem CDU-Fraktionschef in Neuenkirchen- Vörden Bernhard Wessel, schnell fest. Wie alle anderen Besucher mussten sich die Christdemokraten trotz ihrer vollständigen Impfungen auf das Coronavirus testen lassen. „Wir haben Patienten aus dem gesamten Bundesgebiet und dennoch hatten wir keine Probleme vor Ort“, sagte Heinz. Dies führt er auf das Hygienekonzept und die regelmäßige Testungen der Patienten, Mitarbeiter sowie der Besucher zurück.

Bildunterschrift: Die Versorgung psychisch Kranker muss bundesweit verbessert werden, fordern Dr. Thomas Heinz (zweiter von links) und Psychologe Ralf Nebe (zweiter von rechts) von den CDU-Politikern (von links) Christian Calderone, Friedhelm Biestmann und Bernhard Wessel.