Quakenbrück I Bersenbrücker Kreisblatt vom 01.03.2016

Bei der Sanierung der Wilhelmstraße nimmt die Stadt Quakenbrück einige Änderungswünsche der Anlieger auf. In der entscheidenden Frage allerdings gab es auch im Stadtrat keine Annäherung. Es bleibt dabei: Die Radwege werden auf der Fahrbahn abmarkiert.

Für Radfahrer wird es auf beiden Seiten der Wilhelmstraße in Quakenbrück auch künftig einen mit weißer Farbe abmarkierten Radweg geben. Foto: Christian Geers

Für Radfahrer wird es auf beiden Seiten der Wilhelmstraße in Quakenbrück auch künftig einen mit weißer Farbe abmarkierten Radweg geben. Foto: Christian Geers


Gegen die Stimmen von Bündnis 90/Die Grünen und Linken-Fraktion hat der Stadtrat am Montagabend mehrheitlich den Ausbauplan für die Wilhelmstraße verabschiedet. SPD, CDU und FDP hielten das vom Planungsbüro Tovar und Partner vorgelegte Ausbaukonzept für das „sichere und geeignetere“. Demzufolge wird es auf der 7,75 Meter breiten Fahrbahn zwei 1,50 Meter breite Radwege geben, die von der Fahrbahn abmarkiert werden und die bei der Begegnung zweier Fahrzeuge durchaus von diesen mitgenutzt werden können.

Hans Tovar vom gleichnamigen Ingenieurbüro warb noch einmal für diesen Ausbau. Er werde mithelfen, die Geschwindigkeit auf der Straße zu reduzieren. Änderungswünsche der Anlieger seien in eine Überarbeitung eingeflossen. „Insgesamt entsteht ein attraktiver Verkehrsraum“, sagte der Ingenieur.
Der vorgesehene Ausbauquerschnitt sei keineswegs „im Sinne einer Verkehrsberuhigung“ und führe „weder zu mehr Verkehrssicherheit noch zu einer Erhöhung der Wohn- und Lebensqualität“, entgegnete Andreas Henemann (Bündnis 90/Die Grünen). Die in seinem Konzept vorgesehenen 1,70 Meter breiten Gehwege – im Konzept des Planungsbüros sind sie zwei Meter und mehr breit – seien ausreichend. Das sei an vielen anderen Straßen im Stadtgebiet ebenfalls der Fall. Radler und Fußgänger seien auf von der Fahrbahn abgesetzten Wegen sicherer und geschützter. (Lesen Sie auch: Wortgefecht im Quakenbrücker Ratssaal)

„Wenn wir den Verkehr in der Wilhelmstraße beruhigen wollen, schaffen wir das nicht, wenn wir es dem Verkehr hier mit einer Autobahn so bequem wie möglich machen“, kritisierte Henemann. Der Mensch müsse im Vordergrund stehen, nicht der Verkehr. Zwar habe die Stadt sechs der acht Alternativvorschläge übernommen, rüttele aber nicht am Ausbauquerschnitt.

SPD-Fraktionschef Thomas Fisse stellte fest, dass der Ausbauplan intensiv in Fraktionen und Ratsgremien beraten worden sei. Die Anlieger hätten seit Jahren den desolaten Zustand angeprangert. „Nun gibt es ein fachkundig erarbeitetes Konzept“, so Fisse. Klar sei, dass sich aus einer „Straße mit erhöhtem Verkehrsaufkommen keine Wohnstraße machen lässt“. Wie der SPD-Sprecher signalisierte für die CDU Matthias Brüggemann Zustimmung zum Ausbauplan.

Andreas Maurer (Die Linke) hielt die in diesem Fall praktizierte Bürgerbeteiligung für unzureichend. „Bürgerbeteiligung müssen wir noch lernen.“ Es sei nicht gelungen, die Anwohner der Wilhelmstraße von der notwendigen Sanierung zu überzeugen. Nach Maurers Worten sind Stadt und Verwaltung an den heutigen Straßenschäden nicht ganz unschuldig. „Wenn viele Jahre nichts gemacht wird, ist irgendwann eine Grundsanierung fällig“, sagte er. Die Situation wäre eine andere, wenn die Stadt vor zehn oder 15 Jahren eine Sanierung vorgenommen hätte. Maurer: „Wir werden dem geplanten Ausbau nicht zustimmen.“

„Jetzt ist aber Schluss mit dem Wahlkampf“, entfuhr es Petra Fischer. Die FDP-Ratsfrau riet den Anwohnern, „sich keinen Bären aufbinden zu lassen“. Nach 40 Jahren sei eine Grundsanierung der Straße fällig. Eine neue Asphaltdecke wäre angesichts des unzureichenden und zu dünnen Unterbaus überhaupt keine Alternative zu einer gründlichen Instandsetzung. Fischer prophezeite den Anwohnern, dass die Lebensqualität in der Straße nach dem Ausbau steigen werde. „Es tut mir leid, dass Sie das Gefühl haben, zu den Verlierern zu gehören“, merkte sie an. Das sei aber gar nicht der Fall. Sie hoffe, dass die Anlieger in zwei Jahren „Frieden mit Verfahren und Zustand gemacht haben“.

Auch Christian Calderone (CDU) wies auf deutliche Verbesserungen der Wilhelmstraße hin, die durch die Sanierung erzielt würden. Der Fraktionsvorsitzende brachte einen CDU-Antrag in Erinnerung: Seine Fraktion fordere, den Lkw-Durchgangsverkehr aus dem innerörtlichen Straßennetz herauszuhalten. „Ich hoffe, dass sich die Mehrheit da nun bewegt.“