Vechta I Nordwestzeitung vom 29.07.2015

Der Strom der Windparks in und an der Nordsee muss in den Süden der Bundesrepublik transportiert werden. Über die möglichen Transportwege hat der Übertragungsnetzbetreiber Tennet Vertreter der möglicherweise betroffenen Städte und Gemeinden in die Kreishäusern Cloppenburg und Vechta informiert (die NWZ  berichtete). Bei den jeweiligen Trassenführungen fallen bei Überlandleitungen oder Erdkabeln unterschiedliche „Störfaktoren“ ins Gewicht.

Vom Verknüpfungspunkt Cloppenburg aus stehen derzeit die vier planerisch möglichen Trassenvorschläge West 1 und 2, Mitte und Ost im Raum. Drei davon verlaufen über das Gebiet des Kreises Cloppenburg. Lediglich die Trasse Ost führt nahe der Autobahn 1 über Bereiche der Gemeinden Bakum, Holdorf und Neuenkirchen-Vörden sowie der Stadt Dinklage. Sie wäre allerdings nach NWZ -Informationen 14 Kilometer länger und damit erheblich teurer als die übrigen Varianten. Zudem würde die Trasse Mitte einen Teil der zur Gemeinde Bakum gehörenden Bauerschaft Lüsche streifen.

In die nächste Phase geht das Vorhaben mit einer Antragskonferenz zum Raumordnungsverfahren am Dienstag, 15. September. Von diesem Termin erwarten sich alle Beteiligten weiter führende Erkenntnisse. Details will der Betreiber auch ab Herbst bei Info-Märkten in den betroffenen Kommunen mitteilen.

Unüberwindbare Probleme sieht der Bakumer Bürgermeister Tobias Averbeck (CDU) bei der Einhaltung der vorgeschriebenen Schutzabstände zur A 1. Er geht davon aus, „dass die Idee der Planer so nicht funktionieren kann“, und lässt die Angelegenheit „mit einer gewissen Reserviertheit“ auf sich zukommen.

Heiner Themann, Allgemeiner Vertreter von Holdorfs Rathauschef Dr. Wolfgang Krug, könnte sich wenn überhaupt nur eine Erdverkabelung vorstellen. Das wäre für ihn „schöner, als hohe Masten“. Aber auch er verweist auf einzuhaltenden Schutzabstände. Die liegen bei 200 Metern zu einer Einzelbebauung und 400 Metern zu Wohnsiedlungen.

Die Variante einer Trasse Ost wird nach Einschätzung von Neuenkirchen-Vördens Bürgermeister Ansgar Brockmann (CDU) „wegen sich häufender Störfaktoren wohl nicht allzu lange weiter verfolgt“. Er rät dazu, das in seiner Grobplanung stehende Projekt in seinem derzeitigen Stadium „rechtlich richtig einzuordnen“. 2022 als von Tennet anvisierter Termin, um ans Netz zu gehen, nennt Brockmann angesichts der derzeit noch offenen Fragen „sportlich ambitioniert“.

„Kritisch begleiten“ wollen die CDU-Landtagsabgeordneten Christian Calderone (Bersenbrück) und Dr. Stephan Siemer (Vechta) die Trassenplanungen. Sie fordern die Bevölkerung auf, „dies ebenfalls zu tun“. Beide Politiker betonen, „sich an die Seite derer stellen zu wollen, die zu Recht Einschränkungen durch den Netzausbau erwarten“.