Osnabrück [Neue Osnabrücker Zeitung vom 19. November 2012]

Mathias Middelberg ist neuer Vorsitzender des CDU-Bezirks Osnabrück-Emsland, der auch die Grafschaft Bentheim umfasst. Beim Bezirksparteitag am Wochenende stimmten 137 von 148 Delegierten für den 47-jährigen Bundestagsabgeordneten aus Osnabrück und wählten ihn damit zum Nachfolger von Hermann Kues (62) aus Lingen.

Zu seinem Abschied hatte Kues klare Worte gefunden: „Acht Jahre sind genug“, sagte der scheidende Vorsitzende. Lang war der Applaus der Delegierten nach seiner Rede. Warm empfingen sie wenig später den Nachfolger in seinem neuen Amt.

Auf die jüngsten politischen Entwicklungen, aber vor allem auf die anstehenden Herausforderungen ging Kues in einer seiner letzten Amtshandlungen ein. Mit energischen Worten stimmte er seine Parteikollegen auf die anstehenden Kämpfe zur Landtags- und zur Bundestagswahl ein. Dafür gelte es auch, Konturen zu gewinnen, so Kues „Gestaltlose Nebel können sich nicht begegnen“, zitierte der Lingener den Dichter Hermann Hesse.

Die aktuelle Zeit der Unübersichtlichkeit sei allein durch klare Strukturen aufzufangen und zu lösen, forderte Kues seine CDU-Kollegen auf. In wenigen Tagen wird der parlamentarische Staatssekretär im Familienministerium 63 Jahre alt und will auch für die Bundestagswahl im kommenden Herbst nicht mehr antreten. Bereits vor drei Monaten hatte er diesen Entschluss dem Bezirksvorstand mitgeteilt.

Es sei eine große Entscheidung und ein starker Abgang, bescheinigten Parteikollegen Hermann Kues. Der kommentierte seinen Entschluss zudem augenzwinkernd mit den Worten des ehemaligen Bundesumweltministers Klaus Töpfer (CDU): „Es soll auch ein Leben vor dem Tod geben.“

Er sei immer noch engagiert für die Politik der CDU, betonte Kues. Aber in einer Demokratie seien Ämter immer nur auf Zeit, hob er hervor und: „Die, die sich in
den Ortsverbänden engagieren, sind die Helden des Alltags“, sagte Kues in den stürmischen Applaus der Delegierten hinein. Im Hinblick auf die laut Kues „etwas verrückte“ Diskussion um das Betreuungsgeld wagte er einen Blick in die Zukunft: „Ich glaube, dass die Lenkungswirkung einer solchen Leistung gering sein wird.“ Middelberg wurde mit 137 Ja-Stimmen , sieben Nein-Stimmen und vier Enthaltungen zum Bezirksvorsitzenden gewählt. Mit 140 Stimmen bestimmten die Delegierten Christian Calderone zu seinem Stellvertreter. Reinhold Hilbers erhielt 130, Karin Schrand 135 Stimmen.

Middelberg war schon mit 14 Jahren der Schüler-Union beigetreten und sitzt seit 2009 für die CDU im Bundestag. Zehn Jahre lang war der Jurist in der Wirtschaft tätig, bevor er 2005 in die Niedersächsische Staatskanzlei wechselte.

Er betrachte es als Herausforderung, Kues’ Nachfolge anzutreten, dessen Amt zuvor von Werner Remmers, Christian Wulff und Wolfram Hamacher ausgefüllt worden sei, sagte Middelberg. Er wolle nicht laut brüllen, sondern inhaltlich stark arbeiten – gemeinsam mit seinen Parteikollegen. Middelberg will in seiner Amtszeit den Wettbewerb und die Entfaltungschancen der Starken unterstützen, aber: „Genauso aber stehen wir für Solidarität mit den Schwachen ein.“ Mit Verve fügte er mit Blick auf jeden hinzu, der auf dem Land lebe und im Januar nicht CDU wähle: „Der muss zum Arzt!“