Schon oft standen Gaby Schwingel und ihr Mann Wolfgang vor dieser Frage. Das Ehepaar leitet das Lohnunternehmen Schwingel in Campemoor, wo Regen das Ackerland schwer befahrbar machen kann.
Die Landwirte behelfen sich mit breiteren Reifen oder speziellen Raupenfahrwerken. Dadurch werden die Fahrzeuge aber auch insgesamt breiter. Öffentliche Straßen dürfen sie dann nur noch mit Ausnahmegenehmigungen befahren; die gibt es in Niedersachsen bis 3,50 Meter Breite.
Die Schwingels versuchten es mit Raupenfahrwerken, deren Ketten 60 Zentimeter breit waren. „Auf unseren Böden kamen wir damit aber nicht aus“, erklärt Gaby Schwingel. „Wir brauchten 90 Zentimeter breite Ketten. Damit wuchs die Breite des Fahrzeugs aber auf 4,05 Meter.“
Im Jahr 2016 beantragten die Lohnunternehmer beim Landkreis Vechta eine Ausnahmegenehmigung für solche überbreiten Fahrzeuge. Dort verwies man sie an das zuständige Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr in Hannover. Der Antrag wurde abgelehnt. Ein Jahr später gab es eine Genehmigung, doch sie kam erst Mitte November; die Ernte war weitgehend abgeschlossen.
An dieser Stelle einfach aufzugeben, das kam für die Schwingels nicht infrage. Gemeinsam mit Rainer Duffe, Landwirt in Campemoor und stellvertretender Bürgermeister von Neuenkirchen-Vörden, hatten die Lohnunternehmer eine Idee: Sie erinnerten sich an ein Gespräch mit dem Landtagsabgeordneten Christian Calderone. „Er hat uns Hilfe bei Problemen angeboten“, erinnert sich Gaby Schwingel.
Rainer Duffe, Parteifreund von Calderone in der CDU, stellte den Kontakt her, und siehe da, der heiße Draht funktionierte. Auf Vermittlung ihres Landtagsabgeordneten erhielten die Landwirte aus Campemoor einen Termin beim zuständigen Referatsleiter im Wirtschaftsministerium. „Ziel war es, das Genehmigungsverfahren zu vereinfachen und zu beschleunigen“, verdeutlicht Christian Calderone. Gemeinsam mit Rainer Duffe und Gaby Schwingel reisten im April je ein Vertreter der Landwirtschaftskammer und des Bundesverbands Lohnunternehmen (BLU) nach Hannover.
„Das Gespräch hat nicht lange gedauert“, sagt Duffe: „Man hörte uns aufmerksam zu, brachte unserem Anliegen Verständnis entgegen und bot schnell eine unkomplizierte Lösung an.“ Mit der positiven Entscheidung des Ministeriums im Rücken dauerte es nun nur noch etwa eine Woche, bis der Landkreis Vechta den Schwingels die gewünschte Ausnahmegenehmigung erteilen konnte.
Im persönlichen Gespräch sei es viel einfacher gewesen, die Probleme zu erklären, so Rainer Duffe. Wichtig sei beispielsweise, dass niemand ein Interesse daran habe, das Raupenfahrwerk ohne Not einzusetzen. Allein mit der Montage des fünf Tonnen schweren Geräts seien drei Fachkräfte einen halben Tag lang beschäftigt. Zudem müsse die 50000 Euro teure Maschine nach etwa 700 Hektar im Einsatz für rund 20000 Euro überholt werden.
Gaby Schwingel schätzt den jährlichen Bedarf auf etwa 150 Hektar. Reich wird sie mit dem Einsatz des Raupenfahrwerks sicher nicht. Doch für die betroffenen Bauern, die pro Hektar etwa 100 Euro zusätzliche Kosten verkraften müssen, geht es um alles oder nichts.
Rainer Duffe freut sich auch für seine Berufskollegen in Niedersachsen: „Von der Entscheidung des Ministeriums profitieren Landwirte in anderen Regionen, die ähnliche Probleme haben wie wir in Campemoor. Wir haben die Erfahrung gemacht: In Hannover hört man zu und hilft“, berichtet er vom erfolgreichen Zusammenspiel von Bürgern, Politik und Verwaltung.