Bramsche I Evangelische Zeitung vom 22. Oktober 2016

Zwei Wochen war Birgit Klostermeier mit ihrem Team im Kirchenkreis Bramsche unterwegs. Die Landessuperintendentin traf dabei auf viel Herzblut und ehrenamtliches Engagement.

Ein Kirchenkreis, 30 Termine, noch mehr Gespräche und ein kontrastreiches Programm: Landessuperintendentin Birgit Klostermeier war zwei Wochen lang mit Superintendent Henschel in einem neunköpfigen Visitationsteam im Kirchenkreis Bramsche unterwegs. Bei dem abschließenden Pressegespräch dankte sie den Mitgliedern des Teams für ihre Zeit und Begleitung: „Es war wichtig, dabei die Wege mitzubekommen, die die vielen Ehren- und Hauptamtlichen in diesem Kirchenkreis zurücklegen. Ich bin beeindruckt von dem großen Engagement vor Ort“, lautete das Fazit der Regionalbischöfen.

Die Themen Ehrenamt und Veränderung in den Gemeinden sowie das Verhältnis von Gemeinden zum Kirchenkreis bildeten den roten Faden der Visitation. „Ich erinnere vor allem die Gespräche mit den Ehrenamtlichen“, sagte Klostermeier. Ihre zupackende Haltung nach dem Motto „Uns ist Kirche vor Ort wichtig, also verändern wir was. Da steckt viel Energie drin“, betonte sie. Diese Einstellung sei ihr auch in der Diakonie und im Gespräch mit dem Kirchenkreisjugendkonvent begegnet.

„Im Wohnzimmer ging es los“, war die Antwort auf die Frage nach den ersten Schritten zur Veränderung in den Gemeinden Berge, Bippen, Menslage. Den Eindruck, dass die Gemeinden vor Ort sowohl gedanklich als auch in der Praxis weiter sind als die Strukturen der Amtskirche, bestätige auch Gerd Beckmann, Rektor einer Oberschule und Mitglied im Visitationsteam.

Um das Enhreamt und um verändertes Engagement parallel z den politischen wie kirchlichen Veränderungen in den Gemeinden, ging es bei einem Gespräch mit den Bürgermeistern der Kommunen. „Das ist schon etwas sehr Ungewöhnliches, dass alle Bürgermeister zu dem Gespräch gekommen sind“, zeigte sich Klostermeier beeindruckt.

Kontakt und Zusammenarbeit der politischen und kirchlichen Akteure seien gut, so die einhellige Einschätzung der Bürgermeister. Die Herausforderung, nötigen Strukturveränderungen und ein sich änderndes gesellschaftliches Umfeld seien ähnlich in politischen und kirchlichen Gemeinden. Wie auch „bei Kirchens“ kenne man in der Kommunalpolitik „Kirchturmdenken“ und Ängste vor Veränderung. Erfahrbare Wirksamkeit und Wertschätzung für Ehrenamtliche seien nötig. „Ehrenamt braucht Hauptamt“, unterstrich die Landessuperintendentin.

„Wir haben den Schatz der Ehrenamtlichen wahrgenommen, daher er schein noch längst nicht gehoben“, war der Eindruck bei dem gemischt-konfessionellen Team nach der zweiwöchigen Visitation. „Auch hier zeigt sich Neues“, befand Klostermeier. Ein Beispiel: beide Wichmann ist berufstätig und hat drei kleine Kinder. Für die Visitation hat sie sich „noch ein paar Termine zusätzlich freigeschaufelt. Weil ist so beeindruckt war von dem Engagement, das wir erlebt haben“, erklärte sie.

Die Strukturdebatten seien in der evangelischen und katholischen Kirche ähnlich gelagert, bemerkte der Landtagsabgeordnete Christian Calderone, der nebenbei Lektor in seiner katholischen Kirchengemeinde ist. Ihn habe bei der Visitation der Wille der Menschen beeindruckt, der Kirche ein Gesicht zu geben und sie in die Zukunft zu führen.

Das Programm war kontrastreich und berührte viele gesellschaftliche Ebenen. Nach einem Besuch im Niedersachsenpark,der damit wirbt, der größte interkommunale Gewerbe- und Gewerbe- und Industriepark Niedersachsens zu sein, folgte der Besuch auf dem CSA-Hof Rente, Cooperative Supported Agriculture. Internationale Großbetriebe im Landmaschinenbau und kleinteilige solidarische Landwirtschaft nur wenige Kilometer voneinander entfernt – ein Spiegelbild Niedersachsens auf der Ebene des Kirchenkreises.

Ehrenamtliche, die einfach „im Wohnzimmer“ loslegen mit ihrem Engagement, ein starkes Team im Diakonischen Werk, das sich zukunftsweisende Arbeitsformen gegeben hat, eine Jugend, die sich unter das Motto stellte: „Gott beruft nicht die Begabten, sondern begabt die Berufenen“. Das alles stimmte sie zuversichtlich, betonte Klostermeier am Ende ihrer Reise durch den Kirchenkreis Bramsche. Superindenten Hans Henschel lobte: „Sie haben den Kirchenkreis wunderbar erobert.“