Osnabrück/Alfhausen I Pressemitteilung vom 29. Juli 2018

Als einen weiteren Schritt in Richtung einer Veränderung der Situation des Straßenstrichs im Thiener Feld sah der Landtagsabgeordnete Christian Calderone (CDU) sein Gespräch mit dem Verein „SOLWODI – Solidarity with Woman in Distress“ und der Initiativgruppe SOLWODI-Sisters in Osnabrück.

SOLWODI engagiert sich unter anderem in der Hilfe für Prostituierte und im Kampf gegen Prostitution. Aus Sicht der Fachfrauen ist in einer gerechten Gesellschaft kein Platz für Prostitution. Wie die Leiterin von SOLWODI-Osnabrück, Martina Niermann, betonte, sei Prostitution selten freiwillig, täusche ein Recht auf sexuelle Freiheit vor und habe oft mit Gewalt zu tun.

„Seit der Legalisierung von Prostitution im Jahr 2002 hat sich Deutschland zum Bordell Europas entwickelt.“ Anders als in der Bundesrepublik sei der Sexkauf in Frankreich, Kanada, Irland und nordischen Ländern verboten, ohne die Tätigkeit der Prostituierten zu kriminalisieren. „Sie erhalten umfassende Hilfen“, sagt Mechthild Auf dem Berge von SOLWODI-Sisters. Und Inga D. ergänzt: „Legale Prostitution ist kein Kennzeichen von Liberalität, sondern steigere den Profit für Bordellbetreiber und Zuhälter auf Kosten der Frauen, fördere Menschenhandel und Ausbeutung.“

Calderone gegenüber warb SOLWODI-Sisters für die Einführung des „Nordischen Modells“ im Bereich der Prostitution. Dieses legt den Fokus auf die Nachfrageseite: Während der Sexkauf und die Förderung von Prostitution in jeglicher Form strafbar ist, ist die Anwerbung für sexuelle Handlungen gegen Bezahlung kein Straftatbestand. Die in der Prostitution arbeitenden Frauen bleiben damit straffrei. Daneben gehören zu dem ganzheitlichen Ansatz Bildungsangebote, Aufklärungskampagnen und die Bewusstseinsbildung an Schulen. Inga D.: „Evaluationen in Norwegen und Schweden belegen einen Rückgang der Prostitution und des Menschenhandels um ein Drittel bis zu 50 Prozent“.

Aus Sicht von Calderone bleibt ein gemeinsames Vorgehen gegen Prostitution im Thiener Feld und anderswo politische und gesellschaftliche Aufgabe. Eine Haltung der Untätigkeit sei aus seiner Sicht ein Vergehen gegen Menschlichkeit und Menschenwürde. Calderone dankte sowohl für die tägliche Arbeit, als auch für die gegebenen Impulse und sagte zu, das „Nordische Modell“ in Hannover zu diskutieren, mit dem Ziel, gegebenenfalls eine Bundesratsinitiative in dieser Sache zu starten. „Dies allerdings ist ein langer Weg, auf dem viele Beteiligte überzeugt werden müssen.“

Der durch die katholische Ordenschwester Lea Ackermann gegründete Verein SOLWODI widmet sich der unabhängigen und überkonfessionellen Hilfe für Migrantinnen in Gewalt- und Ausbeutungssituationen. SOLWODI unterstützt im Bereich Zwangsverheiratung, Sprachkurse, Rückkehr ins Heimatland oder Vermittlung von medizinischen Hilfen.